Gefährliche Reise

Wanderung der Frösche und Kröten beginnt

Der Winter 2018/2019 scheint so langsam sein Ende zu finden und wie jedes Jahr setzt mit den steigenden Temperaturen die Wanderung der Amphibien zu ihren angestammten Laichplätzen ein. Sobald die Abendtemperaturen fünf Grad Celsius übersteigen, muss mit wandernden Lurchen gerechnet werden. Insbesondere bei regnerischem Wetter heißt es vor allem für Autofahrer auf mit Amphibien-Warnschildern gekennzeichneten Straßen und Wegen mit Einbruch der Dämmerung "Runter vom Gas". Die Rücksichtnahme gilt dabei nicht nur den Fröschen und Kröten, sondern auch dem Schutz ihrer zahlreichen menschlichen Helfer.

Amphibien brauchen unsere Rücksichtnahme

In Bayern sind zehn von 19 Amphibienarten gefährdet. Besonders dramatische Rückgänge gab es in den letzten Jahren unter anderem bei den im Landkreis München vorkommenden Arten Gelbbauchunke, Wechselkröte und Laubfrosch. Auch der Teichmolch und der Grasfrosch, einstmals häufig verbreitete Arten, mussten zuletzt auf die amtliche "Vorwarnliste".

Das Verschwinden der Amphibien reißt ein empfindliches Loch in das Nahrungsnetz. Zum einen fressen die Lurche Käfer, Spinnen, Würmer, zum anderen sind sie selbst wichtige Beutetiere für Vögel, Reptilien und Säugetiere. So hat jede Art ihre Bedeutung für das Ökosystem, ihr Aussterben destabilisiert das ökologische Gleichgewicht. Es bedeutet stets aber auch einen unmittelbaren Verlust für unsere Heimat.

Bürgerinnen und Bürger können aktiv mithelfen unsere Amphibien vor dem Aussterben zu retten – deshalb bittet das Landratsamt Fahrerinnen und Fahrer von Kraftfahrzeugen und Rädern: "Runter vom Gas!" Da Autos, Lastwagen oder auch Fahrräder von den Tieren nicht als Gefahren wahrgenommen werden, reagieren sie nicht oder viel zu spät; sie verharren und erliegen so jährlich zu Tausenden dem Straßentod.

Runter vom Gas zum Schutz von Amphibien und ihren Helfern

Das Wetter können wir nicht ändern, aber durch umsichtiges und rücksichtsvolles Verhalten können Verkehrsteilnehmer Fröschen, Kröten und Molchen helfen. Das Landratsamt bittet deshalb eindringlich um Beachtung der vorübergehenden Tempolimits sowie der Warnschilder, die auf Streckenabschnitte mit erhöhten Amphibienaufkommen hinweisen. Besondere Vorsicht ist in regnerischen Abendstunden geboten. Bei nassem Untergrund streben die Tiere nämlich massenhaft zu den Gewässern.

Derzeit werden alle relevanten Wanderstrecken im Landkreis München vorbereitet. An Straßen mit starken Wanderbewegungen werden Schutzzäune aufgestellt und Eimer eingegraben. Wenige Strecken mit besonders starker abendlicher Laichwanderung werden über die Nachtstunden vollständig gesperrt, andere sind nur eingeschränkt befahrbar. Dort heißt es aufmerksam sein und vor allem runter vom Gas. Schon bei Geschwindigkeiten über 30 Kilometer pro Stunde werden Amphibien alleine durch den Luftdruck getötet.

Auf allen Wanderstrecken sind abends und morgens zudem zahlreiche engagierte Helfer unterwegs. Sie betreuen Schutzzäune, sammeln Frösche, Kröten und Molche ein und tragen die Tiere über die Straße, damit sie gefahrlos den Weg zu den Laichgewässern fortsetzen können. Gegen Ende der Paarungssaison werden die Zäune unverzüglich wieder abgebaut und Streckenbeschränkungen aufgehoben.

Das Landratsamt bittet daher alle Verkehrsteilnehmer Amphibien-Warnschilder zu beachten, und die Geschwindigkeit vor allem während der Hauptwanderzeit nachts zwischen 19.00 Uhr und 7.00 Uhr morgens in den beschilderten Abschnitten deutlich zu reduzieren. Auch wenn sie Warnwesten tragen, kann man freiwillige Helfer, die im Dunklen oder in der Dämmerung unterwegs sind, bei hohen Geschwindigkeiten oftmals nicht rechtzeitig erkennen.

Bitte an Hauseigentümer

Wie jedes Jahr bittet das Landratsamt zudem auch wieder alle Hausbesitzer um Mithilfe. Sie sollten ihre Kellerschächte auf hineingefallene Lurche überprüfen und dieses gegebenenfalls befreien. Soweit möglich, sollten entsprechende Schächte bereits vorbeugend abgedeckt werden.

Hilfe gerne erwünscht

Bürgerinnen und Bürger, die bei der Amphibienwanderung mithelfen wollen, sind herzlich willkommen. Das Landratsamt München (Telefon 089 / 6221-2367, Hr. Wagner) nennt ihnen Kontaktpersonen für ihren jeweiligen Wunschstreckenabschnitt.

Derzeit gibt es im Landkreis München 21 bekannte Wanderwege:

  • Aying – Zornedinger Straße
  • Helfendorf – M 8
  • Grasbrunn – Staatsstraße 2079 beim Forstwirt
  • Grasbrunn – Leonhard-Stadler-Str.
  • Grünwald – Muffatstraße / Bavaria-Filmstadt
  • Grünwald – Gabriel-von-Seidl-Straße
  • Höhenkirchen-Siegertsbrunn – M 11 (Luitpoldstraße zw. St 2078 und Wächterhofstraße; nächtliche Vollsperrung)
  • Hohenbrunn – M 24 (bei MUNA zwischen M 11 und Werksausfahrt Katastrophenschutz)
  • Ottobrunn – Ottostraße
  • Planegg – Jörg-Tömlinger-Straße
  • Straßlach-Dingharting und Oberhaching – Römerstraße (nächtliche Vollsperrung)
  • Straßlach-Dingharting – St 2071 (Beigarten)
  • Straßlach-Dingharting St. 2072 (Tölzer Straße)
  • Straßlach – Schulstraße
  • Unterföhring – Zufahrt zum Poschinger Weiher
  • Oberschleißheim – Hackerstraße zwischen Badersfeld und Hackermoos
  • Taufkirchen – Hohenbrunner Weg in Höhe des Berghamer Weihers
  • Taufkirchen –  Marklweg entlang der Wiesen
  • Taufkirchen – Kreuzung Pöttinger Weg / Mühlweg
  • Taufkirchen – Einsteinstr. / Lilienstr. (Nähe Ottobrunn)
  • Taufkirchen – Postweg auf Höhe des Tennisplatzes und entlang des Bachs.