Im direkten Vergleich: Transportsystem Bögl und U5-Verlängerung

Landkreis München sucht nach bester Anbindung des neuen TUM Campus am Standort Taufkirchen/Ottobrunn – U-Bahn überzeugt

Vor rund einem Jahr wurde der neue Campus der Technischen Universität München für Luft- und Raumfahrt in Taufkirchen/Ottobrunn eröffnet. Mehr als 2.000 Studierende sollen hier künftig lernen und forschen. Eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze, sowohl an der Universität als auch bei weiteren Forschungs- und Technologieunternehmen kommt hinzu. Im benachbarten Neubiberg wird zudem der Standort der Universität der Bundeswehr immer weiter ausgebaut. Über kurz oder lang werden also noch viel mehr Menschen in den südlichen Landkreis pendeln als heute schon. Eine leistungsfähige öffentliche Verkehrsanbindung ist für den Landkreis München daher unabdingbar.

Eine 2019 vorgelegte Untersuchung beschied einer Verlängerung der U5 über Neuperlach-Süd hinaus Richtung Ottobrunn einen hohen verkehrlichen Nutzen. Einziger Wermutstropfen: Um in den Genuss einer staatlichen Förderung zu kommen, muss das errechnete Nutzen-Kosten-Verhältnis einen Wert größer 1 vorweisen. Diesen erreichte die U-Bahn auf keiner der untersuchten Trassen. Ohne die finanzielle Unterstützung von Bund und Freistaat ist der Bau einer U-Bahn für den Landkreis München jedoch nicht zu stemmen.

Zum Vergleich ließ der Landkreis München jetzt ein neues und innovatives Verkehrsmittel als mögliche Alternative untersuchen: das Transportsystem Bögl (TSB).

Einschlägige Indikatoren

Das Transportsystem Bögl ist eine autonom fahrende Magnetschwebebahn, die für den öffentlichen Personennahverkehr entwickelt wurde. Anstelle von Rad oder Schiene kommt hier ein berührungsfreies elektromagnetisches Antriebssystem zum Einsatz. Einer ersten Verkehrswertabschätzung mehrerer Trassen im vergangenen Jahr folgte in den letzten Monaten eine vertiefte Untersuchung einzelner Verbindungen, um sie mit einer möglichen U-Bahn-Verlängerung in direkten Vergleich setzen zu können. Die aussichtsreichste Variante mit einer Streckenlänge von 6,4 Kilometern hätte ihren Startpunkt in Neuperlach-Süd, einen Halt in Neubiberg, zwei Stopps in Ottobrunn und die Endstation in Brunnthal-Nord. Laut den Untersuchungsergebnissen wäre mit einer täglichen Nutzung durch 24.883 Personen zu rechnen. Die Investitionskosten würden sich auf knapp 380 Mio. Euro belaufen.

Die Gutachter stellten das TSB der U-Bahnverlängerung hinsichtlich der Indikatoren Nutzen, Infrastruktur, Kosten sowie des finalen Nutzen-Kosten-Verhältnisses gegenüber. Die Reisezeitgewinne sowie die Anzahl möglicher Nutzer bewegen sich bei beiden Systemen in ähnlichem Rahmen. Während bei den Unterhaltskosten für die Infrastruktur das TSB deutlich besser abschneidet, liegt die U-Bahn bei den Betriebskosten weit unter dem TSB. In der Summe aller Indikatoren erzielt am Ende die U-Bahn deutlich bessere Werte: Ihr verkehrlicher Nutzen ist um fast ein Drittel höher als der des Transportsystems Bögl, allerdings bei höheren Investitionskosten. Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur sieht daher in einer Anbindung des Entwicklungsgebietes Taufkirchen/Ottobrunn durch die Magnetschwebebahn keine sinnvolle Alternative und sprach sich Ende Juni mit großer Mehrheit dafür aus, die Verlängerung der U5 weiter voranzutreiben. Ausdrücklich betonten die Kreisräte aber auch die große Chance, die mit dem TSB grundsätzlich für zusätzliche Erschließungswege in München und Umgebung verbunden ist.

Staat muss in die Verantwortung

Beim Nutzen-Kosten-Verhältnis auf Basis der so genannten Standardisierten Bewertung liegen beide Verkehrssysteme gleichauf und mit einem Wert von 0,53 unter 1. Beide wären damit nach den aktuell geltenden Richtlinien nicht förderfähig. "Wenn es uns nicht gelingt, dieses wichtige Entwicklungsgebiet durch ein leistungsfähiges öffentliches Transportmittel anzubinden, müssten wir dies am Ende über einen hochfrequenten Busverkehr bewerkstelligen. Dies wäre weder Studierenden noch Berufspendlern und schon gar nicht den Einwohnern der betroffenen Gemeinden zuzumuten. Eine leistungsfähige Anbindung dieses dicht besiedelten Raumes ist in meinen Augen unabdingbar und kann nach derzeitiger Untersuchungslage am besten durch eine Verlängerung der U5 dargestellt werden. Insbesondere der Freistaat muss hier Verantwortung zeigen und darf den Landkreis mit dieser Aufgabe nicht alleine lassen", so Landrat Christoph Göbel.