Jahresrückblick 2020 aus der Integrationskoordination im Landratsamt München

2020 – für uns alle ein aufregendes und herausforderndes Jahr. So auch in der Integrationskoordination: Im April hat uns Corona größtenteils ins Homeoffice geschickt, persönliche Termine waren seitdem nur bedingt möglich. Die Beratung wurde stattdessen telefonisch und per E-Mail durchgeführt und auch weiterhin stark genutzt. Um sicherzustellen, dass geflüchtete Menschen im Landkreis München Antworten auf ihre Fragen zu Corona, zu ihrer Arbeitssituation oder zum Deutschlernen bekommen konnten, hat die Integrationskoordination im Landratsamt München während des Lockdowns im März alle Menschen im Asylverfahren per Brief informiert und auf diesem Wege zur telefonischen Beratung eingeladen. Die veränderte Beratungssituation ohne persönlichen Kontakt verlangte sowohl den Klient*innen (insbesondere bei sprachlichen Hürden) als auch den Integrationskoordinator*innen erst einmal Geduld und Flexibilität ab, spielte sich nach einiger Zeit aber gut ein. Häufig angefragte Beratungsthemen waren insbesondere Kurzarbeit und Kündigung.

Durch die Pandemie standen Geflüchtete insgesamt vor besonderen Herausforderungen und Fragen: Wie betreibt man Social Distancing, wenn man in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete untergebracht ist, kein eigenes Zimmer hat und sich sanitäre Anlagen mit vielen anderen Personen teilen muss? Was macht man, wenn sich die vielleicht ohnehin schon prekäre Jobsituation (beispielsweise bei einer Zeitarbeitsfirma oder als Küchenhilfe) nun auch noch durch Kurzarbeit oder sogar Kündigung weiter verschlechtert? Wie sollen Deutschkenntnisse verbessert werden, wenn Deutschkurse coronabedingt pausieren müssen und kein eigener Laptop oder keine geeignete Internetverbindung vorhanden sind, um das Onlineangebot der Sprachschule zu nutzen?

Leider gab es nicht für alle Herausforderungen schnelle Antworten, dennoch haben sich verschiedene Abteilungen im Landratsamt München um Lösungen gekümmert. Daher kamen coronabedingt auch für die Integrationskoordination kurzzeitig neue Aufgaben hinzu: So unterstützten die Integrationskoordinator*innen während der ersten Infektionswelle das Gesundheitsamt beim Coronamanagement von Corona-Fällen unter Asylbewerbenden im Landkreis München.

Außerdem gab es 2020 eine wichtige Neuheit in der Integrationskoordination: Wir haben unsere Zielgruppe erweitert. Etwa zwei Jahre lang haben wir intensiv daran gearbeitet, das Beratungsangebot der Integrationskoordination umzustrukturieren und zu erweitern. Mit dem Ziel, unsere Beratung für ein breiteres Publikum verfügbar zu machen: Während bisher nur Menschen mit Bezug zum Asylverfahren von uns beraten werden konnten, so kann das Beratungsangebot der Integrationskoordination nun von allen Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung aus dem Landkreis München genutzt werden. Auch wurde das Sachgebiet 4.6.2.1 der Integrationskoordination umbenannt in 4.6.2.4 und in diesem Zuge auch die beiden Koordinierungsstellen der externen Asylsozialberatung sowie der Helferkreise mit ins Sachgebiet aufgenommen.

Ansonsten waren es vor allem die vielen großen und kleinen Erfolgserlebnisse unserer Klient*innen, die in der Integrationskoordination trotz „Corona-Chaos-Jahr 2020“ für schöne Momente gesorgt haben.
Beispielhaft seien an dieser Stelle zwei Fälle genannt: Da ist zum Beispiel Mariam*, die erst seit einem Jahr in Deutschland ist und zwei kleine Kinder alleine erzieht. Trotz dieser Herausforderungen möchte sie ihre freie Zeit dem Deutschlernen widmen. Durch die Vermittlung der Integrationskoordination konnte sie einen Deutschkurs finden, der wohnortnah ist und zu den Kindergartenzeiten ihrer Kinder passt. Die erste Stufe des Kurses hat sie bereits im Sommer 2020 erfolgreich abgeschlossen – jetzt besucht sie die nächste Stufe, im Onlineformat. Auch Marc* hat in diesem Jahr Einiges geschafft: er hat in seinem Heimatland eine Berufsausbildung gemacht, für die er keine Nachweise mit nach Deutschland bringen konnte. Die Integrationskoordination hat ihn dabei unterstützt, ein Berufsanerkennungsverfahren zu durchlaufen, das er mit großem Erfolg bestanden hat. Nun kann er auch in Deutschland seinem erlernten Beruf nachgehen.

Zu betonen ist außerdem, dass viele Geflüchtete in systemrelevanten Berufen wie im Einzelhandel oder der Pflege arbeiten und besonders in diesen Zeiten Dank für diese Arbeit und ihren Beitrag zur Gesellschaft unter erschwerten Bedingungen verdienen.

Mit diesem Jahresrückblick verabschieden wir in der Integrationskoordination also das Jahr 2020 und hoffen, dass 2021 für uns alle wieder etwas „normaler“ wird. Wir wünschen einen guten Rutsch und natürlich: „Bleiben Sie gesund!“

*Namen geändert