Landratsamt legt erstmals Treibhausgas-Controlling für den gesamten Landkreis München vor

Bericht bildet die Grundlage für die Evaluation der Klima- und Energieinitiative 29++

Mit der 29++ Klima. Energie. Initiative. haben sich die 29 Städte und Gemeinden im Landkreis München zusammen mit der Kreisverwaltung 2016 das Ziel gesteckt, die 2010 ermittelten jährlichen Pro-Kopf-Emissionen von rund 13 Tonnen CO2 bis ins Jahr 2030 um 54 Prozent auf sechs Tonnen zu reduzieren. Eine zentrale Säule des vom Kreistag im Dezember 2016 verabschiedeten Handlungsprogramms zu 29++ war dabei die Implementierung eines Energiecontrollings für den gesamten Landkreis. Im März 2020 hat die Kreisverwaltung unter Zuarbeit der 29 Kommunen nun einen ersten Treibhausgasbericht für den Landkreis München vorgelegt. Er bildet die Grundlage für die Evaluation der Klima- und Energieinitiative.

Standortbestimmung als Basis für weiteres Handeln

Mit diesem Bericht zum Treibhausgas-Controlling soll erstmals seit Beginn der Initiative eine Standortbestimmung für den gesamten Landkreis München ermöglicht werden. Ziel des Berichts ist es insbesondere, eine Grundlage für ein wirksames Monitoring der Bemühungen des Landkreises und seiner Kommunen im Rahmen der 29++ Klima. Energie. Initiative. zu schaffen. So soll es künftig möglich sein, das Handeln im Landkreis regelmäßig zu überprüfen, zu hinterfragen und gegebenenfalls nachzusteuern. Der Basisbericht enthält Zahlen aus den Jahren 2010 und 2014 sowie aus 2016, dem Jahr der Einführung der Initiative 29++. Diese zeigen: Der Landkreis ist auf einem guten Weg, sein mittelfristiges Ziel der jährlichen pro-Kopf-Emissionen von sechs Tonnen zu erreichen. 2016 betrugen die THG-Emissionen pro Kopf im Landkreis München 9,5 Tonnen. Dennoch ist weiterhin intensive Arbeit von Landkreis und Kommunen notwendig.

Was kann der Treibhausgas-Bericht leisten?

„Wichtigstes Ziel des Berichts ist es, kommunalen Entscheidern, aber auch der interessierten Öffentlichkeit möglichst reale und belastbare Verbrauchsdaten vorzulegen und die Datentransparenz und -genauigkeit über den Energieverbrauch und die Energieflüsse vor Ort in den Kommunen zu verbessern“, erläutert Dr. Christian Wolf, Leiter des Sachgebiets Energie und Klimaschutz im Landratsamt München.

Auf diese Weise soll der Bericht dazu beitragen, bereits begonnene Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu prüfen und neue, passgenaue Klimaschutzaktivitäten speziell für die jeweilige Gemeinde zu entwickeln. Der Bericht trägt damit einem zentralen Wunsch aus den Kreisgremien Rechnung, den diese bei der Verabschiedung der 29++ Klima. Energie. Initiative. im Jahr 2016 nachdrücklich geäußert hatten.

Statt einfach die bundesdeutschen Emissionen über alle Bundes- und damit auch Landkreisbürger herunterzubrechen, wurden die auf der kommunalen Ebene verfügbaren absoluten Energieverbrauchsdaten nach dem Bottom-Up-Prinzip detailliert erhoben. Dadurch wird es beispielsweise möglich zu erkennen, welche emissionsreduzierenden Effekte der Aufbau eines Wärmenetzes oder eines Biomasse-Blockheizkraftwerks hat.

Ein Vergleich der Kommunen untereinander und auch der Vergleich mit bundesweiten Durchschnittswerten für die Treibhausgas-Emissionen sind auf Basis des vorliegenden Berichts aber nur bedingt möglich. Auch lässt sich aus den Werten einzelner Kommunen nicht allumfassend Rückschluss auf die Zielerreichung der Klima- und Energieinitiative 29++ ziehen. Dies liegt an den völlig unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen in den einzelnen Städten und Gemeinden sowie auch an den Klimaschutzbemühungen, die über den Umbau der Energieversorgung hinausgehen (z. B. Klimabildung für Kinder und Jugendliche).

„Die Kommunen im Landkreis München weisen beispielsweise einen sehr unterschiedlichen Umfang von Gewerbeansiedlungen auf, sie haben aufgrund ihrer Lage im Landkreis oft sehr verschiedene Anteile an wichtigen Verkehrswegen oder bringen unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energien mit. Dadurch unterscheiden sich natürlich in der Folge auch die ermittelten Treibhausgas-Emissionen sehr stark“, erklärt Franz Reicherzer, der das Projekt im Landratsamt München leitet.

Hinzu kommt, dass in diesem Bericht nur die energiebedingten Emissionen erfasst werden konnten und nichtenergetische Emissionen aus Ernährung, Landwirtschaft, Landnutzung, Landnutzungsänderung, Abfallentsorgung und Abwasser sowie alle exterritorialen Emissionen wie der Import von Konsumgütern oder durch Reisen (insbesondere Flugreisen) nicht erfasst werden konnten. Diese sind im Bundesdurchschnitt mit größeren Anteilen enthalten – allerdings auch dort nicht in ihrer Gesamtheit. Leser sollten sich deshalb bewusst sein, dass zusätzlich zu den im Bericht dargestellten Treibhausgasemissionen pro Einwohner jeweils noch ein individueller Anteil aus Ernährung, Konsum und Reisetätigkeiten hinzuzurechnen ist.

Ein Bericht für Fachpublikum und interessierte Öffentlichkeit

Knapp 160 Seiten umfasst der erste Bericht zum Treibhausgas-Controlling im Landkreis München, aufgeteilt in zwei separate Teile. „Unser Anspruch war es, einen Bericht zu erarbeiten, der nicht nur in einem kleinen Kreis Interesse findet. Gleichzeitig war uns jedoch wichtig, dass der Bericht auch den Kommunen und Fachexperten als Arbeitsgrundlage dienen kann. Er enthält deshalb im ersten Teil informative und abwechselnde Infografiken zu jeder Kommune sowie für den Landkreis insgesamt. Für einen tiefergehenden Vergleich sind in einem abschließenden Zahlenteil dann noch einmal sämtliche Daten für jede Stadt, Gemeinde und den Landkreis aufbereitet“, erläutert Christian Wolf.

„Mit dem Bericht zum Treibhausgas-Controlling haben wir ein Werkzeug geschaffen, das es uns nicht nur ermöglicht, immer wieder einen Schulterblick auf das bereits Bewerkstelligte zu werfen, sondern vor allem regelmäßig unseren Weg zu überprüfen und dort nachzujustieren, wo wir neue Stellschrauben sehen, um unser mittelfristiges Ziel, die Reduzierung der jährlichen Pro-Kopf-Emissionen auf 6 Tonnen, zu erreichen“, zeigte sich Landrat Christoph Göbel bei der Vorstellung des Berichts erfreut. „Ich bin überzeugt, dass wir uns mit 29++ auf dem richtigen Weg befinden, um unsere selbst gesteckten, aber auch die übergeordneten nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen. In einigen Bereichen werden wir schneller vorankommen, an anderer Stelle müssen wir langen Atem beweisen. Einige Maßnahmen werden kurzfristig messbare Ergebnisse liefern, andere Ideen tragen nachhaltig zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung bei, sind aber nicht in nackten Zahlen zu überprüfen. Am Ende sind aber alle diese Teile wichtige und unverzichtbare Bausteine, die dazu beitragen, die Zukunft des Landkreises München auf ein sicheres und tragfähiges Fundament zu stellen“, so Göbel weiter.

Künftig soll der Bericht im Abstand von zwei Jahren erscheinen. Vorab ist eine Fortschreibung mit den Zahlen aus dem Jahr 2018 noch in diesem Jahr geplant.

Der aktuelle Bericht steht zum Download bereit unter www.landkreis-muenchen.de/themen/energie-und-klimaschutz/29-klima-energie-initiative/entwicklung-der-co2-emissionen-im-landkreis/.