MVG Rad: Erfreuliche Bilanz für 2019

Mieträder kommen insbesondere bei Pendlern gut an / Kommunen denken über weitere Stationen nach

Seit Oktober 2018 rollen die blau-silbernen MVG Räder durch den Landkreis München. Genau ein Jahr später, im Oktober 2019, wurden die letzten Stationen und Räder in Betrieb genommen. 162 Stationen mit über 1.100 Rädern stehen seitdem den Bürgerinnen und Bürgern in insgesamt 21 kreisangehörigen Städten und Gemeinden zur Verfügung – und sie werden rege genutzt. Im ersten vollen Nutzungsjahr 2019 wurden die Räder rund 74.300 Mal ausgeliehen. Statistisch gesehen hat damit im ersten Jahr mehr als jeder fünfte Landkreisbürger das System einmal genutzt.

Rund 71.300 Räder wurden im Berichtszeitraum im Landkreis München zurückgegeben, also etwa 3.000 weniger, als im selben Zeitraum ausgeliehen wurden. Insbesondere aus den direkt an die Landeshauptstadt angrenzenden Kommunen wird das MVG Rad auch für Fahrten von und nach München genutzt. Hier zeigen sich bereits im ersten Betriebsjahr die Vorteile des einheitlichen Systems in Stadt und Landkreis, das die Vernetzung der Region über die verschiedenen Mobilitätsangebote hinweg fördern soll.
Eine wichtige Erkenntnis ist für die Verantwortlichen bei MVG und Landratsamt auch, dass – mit leichten Unterschieden in den einzelnen Kommunen – die Hälfte bis zumeist sogar zwei Drittel aller 2019 getätigten Fahrten innerhalb der jeweiligen Kommune stattfinden. Ein weiteres Drittel nutzt die Räder zur Fahrt in andere Kommunen oder nach München.

Alltags- und Pendelfahrten überwiegen den Freizeitverkehr

Mehr als drei Viertel der Fahrten fanden von Montag bis Freitag statt. Über ein Drittel aller Ausleihen wurden dabei zwischen 16 und 20 Uhr getätigt, aber auch zur Vormittags- und Mittagszeit wurden die Räder gut in Anspruch genommen. Dass das MVG Rad insbesondere zu Feierabendzeiten überdurchschnittlich gut angenommen wird, führen die Verantwortlichen vor allem auch auf die höhere Flexibilität des Mietrads gegenüber dem ÖPNV zurück. Besorgungen, der Abstecher in das Fitnessstudio oder auch nur der Heimweg ließen sich mit dem MVG Rad gut und einfach mit gesunder Bewegung an der frischen Luft kombinieren. Dafür spricht auch, dass sich die meistgenutzten Mietradstationen überwiegend an S- und U-Bahnhöfen befinden. Ebenfalls gut genutzt sind Hochschulstandorte, wie etwa in Garching, Ortsmitten, Gewerbegebiete und Standorte mit angeschlossener Freizeitnutzung.

Die meisten Fahrten wurden im vergangenen Jahr in Garching (21.275 Ausleihen/20.889 Rückgaben), Haar (6.021/5.757), Ismaning (5.887/5.718), Planegg (5.263/4.622) und Neubiberg (5.053/4.646) getätigt. Während in Garching, Haar und Ismaning die Räder hauptsächlich für Fahrten innerhalb des Ortes genutzt werden, stehen in Neubiberg und Planegg die Fahrten von bzw. nach München im Fokus.

Landrat Christoph Göbel zeigte sich erfreut über die Jahresbilanz, die die positiven Auswertungen aus den ersten Monaten bestätigt: „Die Nutzungszahlen für 2019 unterstreichen, was sich bereits in den ersten Monaten abgezeichnet hat. Die Bürgerinnen und Bürger nehmen das Angebot ganz überwiegend genau dafür in Anspruch, wozu es auch gedacht ist – zur Überwindung der ‚letzten Meile‘ in Ergänzung zum ÖPNV sowie als Alternative zum eigenen PKW.“ Gleichzeitig warnte der Landrat davor, einzelne Verkehrsangebote isoliert zu betrachten oder gegeneinander aufzurechnen: „Jedes neue System, jedes Angebot braucht Zeit, um sich in der lokalen Infrastruktur zu etablieren. Die Menschen müssen sich damit beschäftigen und das Angebot Schritt für Schritt in ihren Alltag integrieren. Diese Zeit müssen wir auch dem Mietradsystem einräumen. Es wäre wenig zielführend, jetzt zu erwarten, dass ein einzelnes neues Angebot innerhalb eines Jahres lang geübte Routinen aushebelt und die dringend notwendige und angestrebte Verkehrswende quasi im Alleingang einläutet. Das kann und darf auch nicht Ziel des Mietradsystems sein“, so der Landrat. Er sei zuversichtlich, dass das MVG Rad sich mittel- bis langfristig zu einem wesentlichen Bestandteil der neuen Mobilität in der Region entwickeln und damit auch dauerhaft zur verkehrlichen Vernetzung von Stadt und Landkreis beitragen wird. Bis dahin müsse man zugunsten des Fernziels auch gerade in den ersten Jahren in Kauf nehmen, dass es ein Betriebskostendefizit gebe. Dieses sei aber keinesfalls so hoch, dass es nicht vertretbar wäre. Zudem sei der Mehrwert, den das MVG Rad für die teilnehmenden Kommunen bringe, nicht von der Hand zu weisen: „Das Angebot des MVG Rads setzt da an, wo schienengebundener Nahverkehr, Busse oder der motorisierte Individualverkehr aus verschiedenen Gründen an ihre Grenzen stoßen. Busse und S-Bahnen haben nun einmal feste Endpunkte und Haltestellen. Andererseits ist die Parkplatzsuche mit dem eigenen Pkw alles andere als attraktiv. Hier entsteht das klassische Problem der Überwindung der ‚letzten Meile‘. In diese Lücke kann das MVG Rad vordringen, davon bin ich überzeugt – zumal das System auch innerhalb der Stadtgrenzen Münchens genutzt werden kann. Wir müssen unseren Blick beim Thema Mobilität weiten und das Gesamtbild im Auge haben“, so Göbel.

Kommunen haben Stationsausbau bereits im Blick

Das System muss nach Vorgaben des Fördergebers mindestens fünf Jahre betrieben werden. Für eine Entscheidung, wie es danach weitergeht, wird in dieser Zeit eine umfangreiche Evaluation durchgeführt – auch um zu erkennen, wo und wie das Angebot genutzt wird, und um gegebenenfalls konzeptionell nachbessern zu können. Dennoch haben bereits nach dem ersten vollen Betriebsjahr zahlreiche Kommunen auf Nachfrage des Landratsamts signalisiert, ihr Stationsnetz teils sogar massiv ausbauen zu wollen. Die Planungen hierzu sollen in den kommenden Monaten konkretisiert werden.

Die Gesamtinvestitionen für die Ausweitung des MVG Rads in den Landkreis beliefen sich bisher auf rund 3,6 Mio. Euro. Die Tiefbaukosten und die Vorbereitung der Grundstücke haben die teilnehmenden Kommunen selbst übernommen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit unterstützte das Vorhaben des Landkreises mit mehr als drei Millionen Euro. Die verbleibenden Kosten teilten sich der Landkreis und die beteiligten Kommunen paritätisch zu je 50 Prozent. Einige Kommunen haben zudem Sponsoren für ihre Stationen akquiriert. Auch bei den nicht durch Einnahmen gedeckten Betriebskosten beteiligen sich Landkreis und Kommunen zu gleichen Teilen. Die Einnahmen werden nach Minuten berechnet. Je mehr gefahren wird, desto geringer sind die von Kommunen und Landkreis auszugleichenden Kosten.