Neuer Schub für Windenergie im Hofoldinger Forst

Nach Ankündigung der Bayerischen Staatsregierung: ARGE will Planungen für Wind-Standort Hofoldinger Forst in kommunaler Hand behalten / Standortsicherung und Bürgerbeteiligung geplant

Foto: Windrad bei Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech

Windrad bei Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech

101 Windräder erzeugen heute bereits in den Bayerischen Staatsforsten Windenergie. 100 weitere Anlagen sollen nach Plänen der Bayerischen Staatsregierung folgen. Vor allem bereits durch Forstwege erschlossene Gebiete mit Fichten-Monokulturen, wie sie auch im Hofoldinger Forst zu finden sind, könnten dabei mögliche Standorte werden. Die ARGE Windenergie Hofoldinger Forst will deshalb ihre Planungen intensivieren und hierfür einen Standortsicherungsvertrag mit den Staatsforsten anstreben. Das Ziel ist, Großinvestitionen von Dritten in Windkraft-Anlagen im Hofoldinger Forst möglichst zu verhindern und die kommunale Planungshoheit zu bewahren, um vor allem auch eine intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der betreffenden Kommunen im Planungsprozess sicherzustellen.

Wirtschaftliche Erzeugung von Windstrom im Hofoldinger Forst möglich

Klar ist: Den aktuell immer lauter werdenden Demonstrationen und Forderungen im Klimaschutz müssen zeitnah auch konkrete und erfolgversprechende Maßnahmen und Projekte folgen. Jahrelang hatte es so ausgesehen, als sei Windenergie im Süden des Landkreises nicht wirtschaftlich darstellbar. Im vergangenen Jahr änderte sich dann die Ausgangslage, zum einen durch wesentlich leistungsfähigere Windenergieanlagen für Schwachwindstandorte, die auf den Markt kamen, zum anderen durch steigende Ausschreibungsergebnisse für Zuschläge nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Auch eine Standort-Voruntersuchung, die im Auftrag der ARGE durchgeführt wurde, kam zum Schluss, dass die wirtschaftliche Erzeugung von Windstrom hier grundsätzlich möglich ist.

Wirtschaftlichkeit ist aber nicht der ausschlaggebende Faktor, um möglicherweise in kommunaler Beteiligung Windräder im Hofoldinger Forst zu errichten. Natürlich ist es auch wichtig, einen deutlichen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Der Fokus für die Gemeinden liegt, vielleicht im Gegensatz zu privaten Investoren, auf einer raumverträglichen Planung, die die Anliegen der Bevölkerung bestmöglich berücksichtigt, den Erholungswert der Landschaft bewahrt und möglichst viel zur regionalen Wertschöpfung beiträgt.

Der Landrat des Landkreises München, Christoph Göbel, betont hierzu: "Der ARGE ist bewusst, dass angesichts der immer dringlicher werdenden Klimaproblematik und des beschlossenen Atom- und Kohleausstiegs die wenigen für Windkraft zur Verfügung stehenden Flächen immer begehrter werden, vor allem auch bei privaten Investoren. Umso mehr, da es sich beim Hofoldinger Forst um sogenannte für Windkraft privilegierte Flächen handelt. Gleichzeitig ist der Hofoldinger Forst aber auch ein beliebtes und schützenswertes Naherholungsgebiet. Darum ist es uns als ARGE Windenergie Hofoldinger Forst besonders wichtig, Eingriffe in die Natur schonend und moderat zu gestalten. Darüber hinaus wollen wir die Bürgerinnen und Bürger – sollten sich die Planungen konkretisieren – auch über die formelle Beteiligung hinaus in einem transparenten und offenen Verfahren informieren und in die Planungen mit einbeziehen. Nur so können wir das Wohl unserer Kommunen, die Flora und Fauna im Hofoldinger Forst und die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger bestmöglich schützen."

Aus diesen Beweggründen hat sich die ARGE dafür entschieden, die Realisierbarkeit eines Windenergieprojekts zunächst in eigener Zuständigkeit weiter zu prüfen.

Auch Wolfgang Rzehak, Landrat des Landkreises Miesbach, befürwortet eine kommunale Beteiligung bei einer möglichen Errichtung von Windrädern im Hofoldinger Forst: "Die kommunale Beteiligung und die der Bürgerinnen und Bürger ist uns sehr wichtig. Bei diesem Windpark mit nur vier Rädern in unmittelbarer Nähe der Autobahn 8 soll der Bürger mitreden und profitieren können. Durch ein Genossenschaftsmodell würde der wirtschaftliche Ertrag in der Region bleiben. Die Windkraft spielt derzeit mit weniger als 0,1 Prozent Anteil an der Deckung des Stromverbrauchs im Oberland noch kaum eine Rolle. Durch die 10-H-Regelung ist eine Nutzung ohnehin nur auf 0,15 Prozent der Regionsflächen möglich. Der Klimawandel ist unbestreitbar eines der größten Probleme der Zukunft. Die Klimaschutzvision des Landkreises Miesbach sieht eine völlig Abkehr von den fossilen Trägern bis zum Jahr 2035 vor. Und das für alle privaten Haushalte, für den Verkehr, für die Wirtschaft. Wenn wir ernsthaft eine Energiewende realisieren wollen, müssen wir diese Chance nutzen!"

Eine abschließende Entscheidung, ob im Hofoldinger Forst Windräder entstehen sollen, ist aber bisher nicht gefallen. Hierfür müssten zunächst noch wesentliche Informationen zur Windhöffigkeit erhoben und eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt werden. Ein für mögliche weitere Planungen vorausgesetztes Windgutachten wurde bisher nicht beauftragt. Die Gespräche dazu sollen voraussichtlich im September fortgeführt werden.

Interkommunale Zusammenarbeit in der ARGE Windenergie Hofoldinger Forst

Bereits im Jahr 2013 hatten die vier Gemeinden Aying, Brunnthal, Sauerlach und Otterfing beschlossen, das Projekt Windenergie im Hofoldinger Forst in interkommunaler Zusammenarbeit zu entwickeln, und sich dazu in der "Arbeitsgemeinschaft Windenergie Hofoldinger Forst (ARGE)" zusammengeschlossen. 2016 traten auf Bitten der Gemeinden auch die Landkreise München und Miesbach der ARGE bei.

Ziel und Geschäftszweck der ARGE ist es, in gemeinsamer Planung Konzentrationszonen für Windenergieanlagen auszuweisen. Zudem wurde festgelegt – sofern sich die Windenergienutzung als wirtschaftlich erweisen sollte – den ggf. nachfolgenden Planvollzug so zu steuern, dass die Bevölkerung vor Beeinträchtigungen geschützt, das charakteristische Landschaftsbild erhalten und eine hohe regionale Wertschöpfung erreicht wird.

Über den möglichen Fortgang des Projekts Windenergie im Hofoldinger Forst wird die ARGE im Lauf dieser Woche auf ihrer Internetseite www.windenergie-hofoldinger-forst.de immer aktuell informieren.