Neophyten-Bekämpfung

Neophyten sind Pflanzenarten, die erst nach der Entdeckung Amerikas 1494 in Europa eingeführt wurden und sich seitdem in unseren Ökosystemen etabliert haben. Während nicht alle Neophyten zwangsläufig invasiv sind, haben alle Neophyten, durch beispielsweise fehlende Fressfeinde oder fehlende Konkurrenz, das Potenzial, sich zu rasch zu dominanten Beständen zu entwickeln und auszubreiten. Das führt oft zu erheblichen ökologischen, wirtschaftlichen und auch gesundheitlichen Problemen für uns Menschen. Invasive Neophyten, wie beispielsweise der Riesenbärenklau, sind nicht nur giftig und ätzend für die Haut, sondern zerstören auch Flussufer und konkurrieren oft erfolgreich mit einheimischen Arten um Ressourcen wie Wasser, Nährstoffe und Lebensraum, was zu einem Rückgang oder sogar zum Aussterben einheimischer Pflanzen führen kann. Dieser Verlust an Biodiversität hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme, da sie weniger widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Umweltveränderungen werden. Um den Schaden durch Neophyten zu begrenzen und die biologische Vielfalt zu erhalten, ist es daher wichtig, invasive Arten zu identifizieren, zu kontrollieren und Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Ausbreitung zu verhindern.

Im Folgenden Stellen wir die problematischsten Neophyten in Bayern und im Landkreis München vor und zeigen auf, wie gegen sie vorgegangen werden kann:

Problematik

  • Überwuchert heimische, v. a. kleinwüchsige und lichtliebende Arten
  • Hohes Ausbreitungspotenzial (Hohe Samenproduktion und Fortpflanzung über Wurzel-Rhizom)

Auftreten

  • Ganz Deutschland
  • Saumgesellschaften, Magerrasen, Streuwiesen

Sonstiges

  • Ähnelt stark der heimischen Riesen-Goldrute, der Stängel der kanadischen Goldrute ist allerdings behaart

Bekämpfung

  • Offene Bodenstellen auf befallenen Flächen durch Ansaaten schließen
  • Einzelne blühende Exemplare köpfen
  • Abblühende Exemplare mitnehmen (Nachreifen von Samen!)
  • 3-monatiges Abdecken mit UV-undurchlässiger Folie
  • Häufiges, tiefes Mähen ab Mai, das Mähgut bei über 55 °C entsorgen oder in Verbrennungsanlagen geben
  • Bekämpfung muss regelmäßig über mehrere Jahre hinweg geschehen

Problematik

  • Wachstum bis zu 15-30 cm pro Tag
  • Verdrängt heimische Arten
  • Verbreitet sich durch Wurzel-Rhizom
  • Sehr brüchiges Wurzelrhizom, aus jedem Bruchstück wächst eine eigene Pflanze
  • Wirtschaftliche Schäden (beschädigt Mauern, Asphalt, Rohre, Flussufer)

Auftreten

  • v. a. sonnige Lagen, Nährstoffsituation spielt keine Rolle
  • Bach- und Flussufer sowie Brachen (z. B. Deponien, unbebaute Bauflächen)

Sonstiges

  • Wird bis zu vier Meter hoch
  • Erfolgreiche Bekämpfung nur bei kleinen Beständen über viele Jahre möglich
  • Je früher dagegen vorgegangen wird, desto besser die Erfolgsaussichten: Die Pflanze verschiebt durch Photosynthese gewonnene Energie in die Wurzel, die umso schwerer zu bekämpfen ist, je länger die Pflanze ungehindert wachsen konnte
  • Ausbreitung verhindern
  • In einer Studie konnten sogar mit Glyphosat-Injektionen nur Krüppelwuchs und eine Reduktion der Blattmenge erreicht werden

Bekämpfung

  • Ausgraben und Ausreißen, aufgrund der brüchigen Wurzel oft nur sehr schwer möglich
  • Verschleppung verhindern: Nicht mit Motorsensen verteilen, kontaminierte Erde nicht auf andere Fläche ausbringen, nicht häckseln und dann auf der Fläche liegen lassen
  • Pflanze durch Beweidung ca. alle drei Wochen (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde) schwächen
  • Sehr häufige Mahd (mind. 5-8 Mal, besser 12 Mal pro Jahr!) über mehrere Jahre (5-10 Jahre)
  • Entsorgung des Mähguts bei über 70 °C
  • Verschattung mit Konkurrenzpflanzen oder mit UV-undurchlässiger Folie über viele Monate, besser über 1-2 Jahre

Problematik

  • Verbrennungen der Haut (mit UV-Strahlung), Beeinträchtigung der Atemwege
  • Dominanzbestände, Verdrängung heimischer Arten
  • Samen bis zu 10 Jahre keimfähig

Auftreten

  • Nährstoffreiche Brachen, Wald- und Straßenränder, Gewässerufer

Sonstiges

  • Vermehrung nur über Samen (Lichtkeimer)
  • Die Blätter sehen im ersten Jahr anders aus als im 2. Jahr
  • Die Pflanze blüht erst im 2. Jahr
  • Die Mutterpflanze stirbt erst nach Samenproduktion bzw. dem Abschneiden der Blüte im Juli ab
  • In Befallenen Gebieten offene Bodenstellen durch Ansaaten schließen

Bekämpfung

  • Samen sind 10 Jahre keimfähig, daher am besten die Samenproduktion verhindern
  • Bei BekämpfungGanzkörperschutz tragen: Der Pflanzensaft führt zu starken Hautverbrennungen und unumkehrbaren Hautschäden
  • Abschneiden der Blütenstände vor Blühbeginn (möglicher Zeitraum 1. bis 15. Juli): Nicht vorher schneiden, da sich sonst in kürzester Zeit wieder Blüten bilden
  • Samentragende Dolden eintüten und bei mind. 55 °C entsorgen, die Mutterpflanze stirbt von alleine ab
  • Im Frühjahr: Abstechender Wurzelrübe, 15-20 cm unter der Erde
  • Bei großen Beständen: 6-8 fache Mahd pro Jahr und pflügen, oder Beweidung im Frühjahr, wenn die Fläche unzugänglich ist; danach schnell und dicht wachsende Gräser ansäen
  • Jungpflanzen sind in den Folgewochen leicht zu entfernen

Problematik

  • 1 Milliarde Pollen je Pflanze, hochallergen
  • Kontaktdermatitis
  • Samen bis zu 40 Jahre keimfähig

Auftreten

  • Grünstreifen von Autobahnen und Bundesstraßen, Freiflächen (z. B. unbebaute Grundstücke, Deponien)
  • Brandenburg und Bayern am häufigsten betroffen

Sonstiges

  • Ambrosia-Meldebogen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft
  • Treibt sehr stark aus
  • Handschuhe und Staubmaske, am besten Ganzkörperschutz tragen

Bekämpfung

  • Offene Bodenstellen auf befallenen Flächen durch Ansaaten schließen
  • Verhinderung der Samenproduktion, daher Bekämpfung vor Blühbeginn (bis spätestens Mitte Juli)
  • Ausreißen mitsamt Wurzel
  • In Plastikbeutel packen und in Restmüll entsorgen
  • Bei großen Beständen kurz nach Blühbeginn mähen (Mitte Juli bis Anfang August)
  • 3-4 Wochen später ggf. noch einmal mähen
  • Kontrolle nach Bekämpfungsmaßnahme und über Folgejahre

Problematik

  • Schleuderfrüchte (7 m) und Verbreitung über Fließgewässer; hohe Regenrationsfähigkeit umgeknickter Stängel
  • Veränderung der Artenzusammensetzung
  • Verstärkte Erosion an Fließgewässerufern (Absterben von Reinbeständen, schwaches Wurzelsystem)
  • Gefährdung von Populationen seltener oder gefährdeter Arten oder Lebensräumen

Auftreten

  • Menschlich beeinflusste Gebiete, v. a. Flussufer, Auengebüsche, Ränder von Waldwegen
  • Nährstoffreiche Böden, eher schattig

Sonstiges

  • Vorbeugend: Kontaminierte Bodenverfrachtung vermeiden (z. B. Flusskies)

Bekämpfung

  • Die Pflanzen leben nur ein Jahr, daher sind die Samen die Schwachstelle
  • Der Zeitpunkt ist wichtiger als die Art der Maßnahme: Zu Beginn der Blütezeit loslegen!
  • Sehr tiefes mähen bis unter den untersten Knoten des Stängels, sonst kommt es zum Wiederaustrieb und zur Samenbildung, Ausreißen in 2-3 wöchigem Rhythmus, beginnend im Juni
  • Samen in Tüten packen und bei mind. 55 °C entsorgen
  • Sobald eine heimische Vegetation vorhanden ist, spielen Springkaut-Samen keine große Rolle mehr

Problematik

  • Eine Pflanze bildet bis zu 50.000 Samen
  • Verdrängt heimische Pflanzen (Magerrasen!)
  • Treiben nach Mahd wieder aus
  • Pfahlwurzel bis zu 1 m tief
  • Nicht giftig, aber von Vieh gemieden

Auftreten

  • Straßenränder, Waldwege, Böschungen, Bahnareale, Wiesen, Brachflächen
  • Verbreitung durch Wind und verunreinigten Boden

Sonstiges

  • Geschlossene Vegetationsdecke (Ansaat) auf befallenen Flächen
  • Die Aussamung des Berufskrauts verhindern
  • Notreifung abgeschnittener Blüten möglich; Blüten daher im Plastikbeutel mitnehmen

Bekämpfung

  • Frühzeitig mitsamt den Wurzeln aushacken, alle drei Wochen am besten bei feuchter Witterung (April-Oktober)
  • Entfernte Pflanzen sofort wegräumen
  • Verunreinigten Boden auf behördlich genehmigter Deponie entsorgen
  • In Folgejahren mehrmals kontrollieren
  • Bei großen Beständen alle 4-5 Wochen über mehrere Jahre mähen und jäten, Maschinen gründlich danach reinigen (wie am besten bei jeder Bekämpfung von invasiven Pflanzen)

 

Wenn Sie Interesse haben, selbst etwas für den Erhalt von Biotopen zu unternehmen, können Sie sich ehrenamtlich bei verschiedenen Naturschutzorganisationen melden. Im Landkreis München bieten sich hierfür beispielsweise die Ortsgruppe des LBV oder des BN an. Näheres erfahren Sie auf den Websites der beiden Vereine:

Hinweis: Inhalte der hier vorgestellten Websites von Dritten wurden nicht in Kooperation mit oder von dem Projekt-Team „NaturVielfalt Leben im Landkreis München“ erstellt und spiegeln nicht zwangsläufig deren Meinung wider.