2. Stammstrecke, Tarifreform, Umstellung auf Bruttovertrag

MVV-Landräte: "Endlich tut sich was im MVV"

"In den letzten Wochen haben sich drei wichtige und lange geforderte Projekte im MVV endlich in die richtige Richtung bewegt", so Robert Niedergesäß, Sprecher der acht MVV-Verbundlandkreise. München und sein Umland verzeichnen ein starkes Wachstum. In den MVV-Landkreisen leben mit 1,4 Mio. Menschen fast genauso viele Einwohner wie in der Landeshauptstadt. Die Wachstumsprognosen werden ständig nach oben angepasst, aber die Verkehrsinfrastruktur hinkt hinterher: die 2. Stammstrecke, ein neues und einfacheres Tarifsystem beim MVV sowie die Umstellung des S-Bahn-Vertrags vom Netto- auf das Bruttoprinzip. Die Landräte ziehen eine positive Bilanz über die aktuellen Entwicklungen und blicken zuversichtlich nach vorne. "Es stehen aber noch harte Arbeit und lange Diskussionen ins Haus, der Weg ist sehr steinig", so Niedergesäß. Eine gute Grundlage ist das neue, positive Miteinander zwischen der Landeshauptstadt und dem Umland sowie das ministerielle Interesse von Staatsminister Joachim Herrmann; dies vereinfacht die Kommunikation und die gemeinsame Verantwortung.

Der Bruttovertrag kommt: Gewinne müssen in der Region bleiben

Der Bruttovertrag soll sicherstellen, dass die jährlichen Gewinne der S-Bahn, die in Fachkreisen auf einen unteren dreistelligen Millionenbetrag geschätzt werden, künftig nicht mehr zur Bahn-Zentrale nach Berlin überwiesen werden, sondern beim Freistaat Bayern als Besteller der S-Bahn verbleiben und damit voll in die dringend nötige Infrastruktur und den Ausbau von ÖPNV-Leistungen vor Ort investiert werden können. Niedergesäß: "Die Gewinne, die über die Fahrkarten durch unsere Bürger erzielt werden, müssen in der Region bleiben und dürfen nicht nach Berlin abfließen." Die Landräte begrüßen hierzu den klaren Beschluss des Landtags, der letzte Woche gefasst wurde und der dem Bruttovertrag den Weg geebnet hat. Schon 2014 hatte Niedergesäß mit seinem Stellvertreter, dem Dachauer Landrat Stefan Löwl, hierzu ein Gespräch mit Innenminister Joachim Herrmann geführt. "Das war eine lange und intensive Vorarbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, auch mit starker Unterstützung aus dem Landtag, für die wir sehr dankbar sind" so Landrat Löwl.

Die 2. Stammstrecke muss kommen

Weiterer Meilenstein: Die Aktion "Busse nach Berlin", bei der Ende November Oberbürgermeister Dieter Reiter mit Landräten, Bürgermeistern und Wirtschaftsvertretern aus der Metropolregion München in Berlin mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Umsetzung dringend notwendiger Infrastrukturprojekte in München erörtert haben. "Bund, Freistaat und Landeshauptstadt haben mit klaren Worten ein eindeutiges Bekenntnis zur 2. Stammstrecke abgegeben, auch zur Finanzierung. Die Landräte im MVV-Gebiet unterstützen dies. "Wir fordern die 2. Stammstrecke schon lange, denn sie ist Grundlage für eine weitere Optimierung des S-Bahn-Systems auch an den Außenästen in der gesamten Region," so Niedergesäß. Und Stefan Löwl dazu: "Die S-Bahn wurde 1972 für 250.000 Fahrgäste pro Tag konzipiert. Heute fahren auf dem nahezu gleichen Netz täglich 800.000 Fahrgäste. Dieser Belastung und der absehbaren starken Verkehrszunahme ist die S-Bahn nicht mehr gewachsen. Weitere Taktverdichtungen sind nicht möglich, jede Störung wirkt sich massiv auf das Gesamtsystem aus. Durch das dynamische Bevölkerungswachstum und Pendlerbeziehungen weit über das MVV-Gebiet hinaus droht dem Verkehr in der Region der Kollaps." Mit den Zusagen in Berlin ist der Bau der zweiten Stammstrecke einen großen Schritt vorangekommen. "Wir gehen davon aus, dass nach dem Vorliegen des Baurechtes im Jahr 2016 die abschließende Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet werden kann", so die klare Erwartungshaltung von Robert Niedergesäß. Doch nicht nur bei der 2. Stammstrecke können Erfolge gemeldet werden. Auch die positiven Signale für den Erdinger Ringschluss sowie eine Unterstützung für die Planung des vierspurigen Ausbaus auf der S 2 zwischen Riem und Markt Schwaben waren weitere positive Ergebnisse der Gespräche in Berlin.

Tarifstrukturreform kommt endlich ins Laufen

Der dritte Meilenstein ist die MVV-Tarifreform. Auch hier konnten 2015 wichtige Fortschritte erzielt und Beschlüsse gefasst werden. "Das MVV-Tarifsystem ist zu umständlich und ungerecht. Wir fordern ein modernes, einfacheres und gerechteres Tarifsystem," so Landrätesprecher Robert Niedergesäß. "Dabei darf der MVV-Tarif nicht monozentrisch auf den Marienplatz ausgelegt sein, sondern muss die tatsächlich gefahrene Strecke bzw. Haltestellen, die Angebotsvielfalt sowie die örtliche Netzdichte zugrunde legen. Ferner fordern wir neben den klassischen auch moderne, elektronische Vertriebswege, um fit zu sein für die Zukunft." Die Gesellschafterversammlung hat jetzt die Machbarkeitsstudie beauftragt, 2016 soll konkret an den Themen gearbeitet werden, auch unter Beteiligung der Fahrgastverbände. Wenn es gut läuft, kann ein neues Tarifsystem in zwei bis drei Jahren Realität sein. Zufrieden zeigt sich mit dieser Entwicklung auch der Landrat des Landkreises München, Christoph Göbel, auf dessen Betreiben hin der Kreistag des Landkreises München bereits im Jahr 2013 beim MVV beantragt hat, diese Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. "Manche Mühlen mahlen eben langsam. Letztlich wird damit ein längst überfälliger Prozess angestoßen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in unserem Bemühen, ein einfacheres und transparentes Tarifsystem auf den Weg zu bringen einen entscheidenden Schritt weitergekommen sind", so Göbel.