Auftakt für den fairen Landkreis

Fairtrade-Steuerungsgruppe hat ihre Arbeit aufgenommen

Foto: Wollen sich auf dem Weg zum Fairtrade Landkreis gemeinsam für einen gerechteren Handel auf der Welt einsetzen: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der neu gegründeten Steuerungsgruppe Fairtrade Landkreis München.

Wollen sich auf dem Weg zum Fairtrade Landkreis gemeinsam für einen gerechteren Handel auf der Welt einsetzen: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der neu gegründeten Steuerungsgruppe Fairtrade Landkreis München.

14 Euro - so viel gibt jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich für Fairtrade-Produkte aus. Das entspricht in etwa einem, höchstens zwei Päckchen fair gehandeltem Kaffee. Ein Betrag, der ausreichen mag, das eigene Gewissen für eine Weile zu beruhigen - aber sicherlich nicht, um die Versorgung der Bauern und Plantagenhändler im globalen Süden zu sichern. Auch wenn diese an Fairtrade-Produkten immerhin schon mehr verdienen als an konventionellen Erzeugnissen. Der Landkreis München hat beschlossen, seinen Teil zur Verbesserung der Situation der Produzenten beizutragen und sich um die Zertifizierung zum Fairtrade Landkreis zu bemühen. Am 6. Juni 2018 erfolgte mit der Gründung einer Steuerungsgruppe der Startschuss für den Weg in Richtung Fairtrade Landkreis. 33 Teilnehmer werden sich künftig dafür einsetzen, fairen Konsum und faire Gastronomie im Landkreis voranzutreiben, neue Projekte und Ideen zu entwickeln, Netzwerke mit anderen Fairtrade Towns zu knüpfen und so den Landkreis auf seinem Weg zur Zertifizierung zu begleiten.

Teilnehmer mit unterschiedlichstem Hintergrund - erste Projekte bereits angestoßen

Der Aufruf zur Teilnahme ist - wie vom Landkreis gewünscht und für die Zertifizierung erforderlich - von verschiedensten Stellen gehört worden. Zur Auftaktveranstaltung im Festsaal des Landratsamts waren neben Vertretern aus der Politik auch Studenten der Universität der Bundeswehr, Vertreter von Kirchengemeinschaften, aus Verbänden und der Verwaltung sowie auch einige Privatpersonen gekommen.

Robert Fröschl, Leiter des Referats Energie, Mobilität und verkehrliche Infrastruktur, bedankte sich für das rege Interesse am fairen Handel und betonte, dass der Landkreis mit der Zertifizierung im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung für gerechtere Handelsbeziehungen übernehme und ein Zeichen gegen Armut und Ausbeutung im globalen Süden setze.

Carina Bischke, entwicklungspolitische Referentin und TransFair-Botschafterin der Fairtrade-Towns, gab den Anwesenden einen Überblick über die Zertifizierungs-Kriterien, die Kompetenzen und Aufgaben der Steuerungsgruppe sowie mögliche Projekte. Sie zeigte außerdem eindrucksvoll auf, warum fairer Handel dringend notwendig ist. Ihre Zahlen stimmten nachdenklich: Rund 70 Prozent aller Nahrungsmittel weltweit werden von Kleinbauern - meist im globalen Süden - produziert. Gleichzeitig gehört die Hälfte der weltweit Hungernden einer Kleinbauern-Familie an.

Im Anschluss präsentierte Claudia Wiefel als Regionalpromotorin des Eine-Welt-Netzwerks das Engagement und laufende Projekte der Fair Trade Towns in der Region Oberbayern-Süd.

Auch für den Landkreis München wurden Anfang Juni bereits die ersten Projekte auf den Weg gebracht. So erstellen die Beteiligten aktuell Übersichtslisten aller fairen Einzelhändler und Gastronomiebetriebe im Landkreis München. Mindestens 45 Händler und 23 Restaurants, Caterer und Co. müssen zur Erfüllung eines weiteren Zertifizierungs-Kriteriums gefunden werden - idealerweise werden es aber deutlich mehr. Auch dafür werden die Teilnehmer der Steuerungsgruppe gezielt werben.

Jolanta Wrobel vorläufige Sprecherin der Steuerungsgruppe

Der Landkreis kann dabei auch aus den Erfahrungen seiner Kommunen schöpfen. Mit Unterschleißheim, Gräfelfing und Neubiberg gibt es bereits drei Fairtrade-Towns im Landkreis. Pullach und Haar arbeiten derzeit an einer Zertifizierung.

Umso erfreulicher ist es, dass für den Anfang Jolanta Wrobel aus Unterschleißheim die Aufgabe der Sprecherin der Steuerungsgruppe übernommen hat. Die Stadträtin aus der größten Kommune des Landkreises übt dieses Amt bereits in Unterschleißheim aus und wird die Arbeit der Steuerungsgruppe künftig gemeinsam mit der Koordinatorin des Projekts aus dem Landratsamt, Evelyn Reisner, vorantreiben.

Etwa drei- bis viermal pro Jahr wird sich die Steuerungsgruppe von nun an treffen. Vieles kann aber auch per E-Mail oder telefonisch auf kurzem Wege abgesprochen werden. Darüber hinaus bietet die neue Beteiligungsplattform des Landkreises, der digitale Klimadialog (<link klimadialog.landkreis-muenchen.de - link__external "Interner Link, öffnet im selben Fenster.">http://klimadialog.landkreis-muenchen.de</link>), zahlreiche Möglichkeiten, sich schnell und einfach zum Thema auszutauschen, Ideen zu diskutieren oder Projekte zu planen. Schon für Mittwoch, 25. Juli 2018, 17 Uhr, ist ein zweites Treffen geplant, bei dem weitere Aktionen entwickelt werden sollen. Um 17 Uhr treffen sich die Beteiligten in der Außenstelle des Landratsamts München in der Frankenthaler Straße 5-9, Raum F 3.47, 81539 München. Um Anmeldung unter <link 29plusplus@lra-m.bayern.de>29plusplus@lra-m.bayern.de</link> wird gebeten.

Auch Bürgerinnen und Bürger, die beim konstituierenden Treffen der Steuerungsgruppe Fairtrade Landkreis nicht dabei waren, aber dennoch an einer Teilnahme interessiert sind, sind herzlich eingeladen. Fragen zur Steuerungsgruppe beantwortet gerne die zuständige Koordinatorin des Projekts im Landratsamt München, Evelyn Reisner (<link ReisnerE@lra-m.bayern.de>ReisnerE@lra-m.bayern.de</link>).

Kriterienkatalog für den Fairtrade Landkreis

Insgesamt fünf Kriterien gilt es für eine Zertifizierung bei dem gemeinnützigen Verein TransFair Deutschland e. V. zu erfüllen. Grundlage für alle weiteren Kriterien ist die Herbeiführung eines entsprechenden Kreistagsbeschlusses zur Teilnahme, wie im vergangenen Herbst im Landkreis München geschehen. Im Anschluss musste eine lokale Steuerungsgruppe ins Leben gerufen werden. Die nächsten Schritte, die auf dem Weg zum Fairtrade Landkreis erreicht werden müssen, betreffen die Verwendung von Fairtrade-Produkten in Einzelhandel und Gaststätten sowie in Schulen, Vereinen und Kirchen. Zudem müssen entsprechende Medienberichte über die unternommenen Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Town nachgewiesen werden.