Demenz – was nun?

In Kirchheim findet die erste Themenwoche Demenz statt / Landkreis beteiligt sich mit Demenzparcours

Foto: Senioren mit Rollator auf einer Parkbank

In Kirchheim findet die erste Themenwoche Demenz im Landkreis statt. Das Ziel: Demenzerkrankungen zu enttabuisieren.

Deutschland wird immer älter. Wurden die Deutschen noch im Jahr 1970 im Schnitt ca. 70 Jahre alt, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung inzwischen bei über 80 Jahren. Die dazugewonnene Lebenszeit wird mehr denn je aktiv und individuell gestaltet. Gleichzeitig steigt in einer alternden Gesellschaft auch das Risiko für körperliche wie geistige Erkrankungen und Gebrechen. Insbesondere bei neurodegenerativen Erkrankungen, speziell Demenzen, nehmen die Fallzahlen stetig weiter zu. Doch der Dialog über die Krankheit ist noch längst nicht überall in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mit der ersten Themenwoche Demenz im Landkreis München vom 18. bis 22. September 2017 möchte Kirchheim Betroffene, Angehörige und Interessierte informieren, sensibilisieren, beraten und vernetzen.

Im Landkreis München leben gegenwärtig rund 5.200 Menschen mit einer unterschiedlich ausgeprägten demenziellen Erkrankung, Tendenz steigend. Die Angebote in der Versorgungslandschaft sind so zahlreich wie unterschiedlich, sich einen Überblick zu verschaffen oft alles andere als einfach. Und vielfach ist Demenz immer noch ein Tabuthema. Betroffene und Angehörige ziehen sich deshalb oft zurück und bleiben allein mit ihrer Krankheit und den damit einhergehenden Sorgen und Nöten.

Aktionstag, Begegnungsort, Filmabend - in Kirchheim ist viel geplant

Hier setzt die Themenwoche Demenz der Gemeinde Kirchheim an. Rund um den Welt-Alzheimertag am 21. September 2017 hat die Kommune ein vielfältiges und informatives Programm zum Thema Demenz zusammengestellt. Den Auftakt bildet der Aktionstag Demenz am Montag, den 18. September, in der Glashalle im Collegium2000. Unter dem Motto "Den Alltag verstehen, begleiten und gestalten" können Besucher ab 17:30 Uhr bei einem Vortrag mehr über das positive Zusammenspiel von Musik und Demenz erfahren, sich an Infoständen zu Beratungs- und Hilfsangeboten im Landkreis informieren und beim Demenzparcours "Hands on dementia", den das Landratsamt München organisiert hat, die Welt mit den Augen eines Demenzkranken erleben.

Die Eröffnung eines ganz besonderen Angebotes feiert Kirchheim am Dienstag, den 19. September ab 17 Uhr. Dann eröffnet im Collegium2000 mit dem Café Malta eine Begegnungsstätte für Menschen mit Demenz. In dem Café, das der Malteser Hilfsdienst in Kooperation mit der Gemeinde geschaffen hat, sollen Menschen in der ersten Phase einer demenziellen Veränderung in Sachen Lebensfreude und Selbstbestimmung gefördert werden.
Den Abschluss der Kirchheimer Demenzwoche bildet eine Filmvorführung im örtlichen Jugendzentrum am Donnerstag, 21. September - dem Welt-Alzheimertag. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde zeigt die Alzheimergesellschaft um 18 Uhr die Komödie "Nicht schon wieder Rudi", die sich dem Thema Demenz auf sehr humorvolle Weise nähert. Im Anschluss an den Film besteht für Interessierte auch hier wieder die Möglichkeit zum Austausch.

Erste Projekte im Rahmen der kreiseigenen Demenzstrategie

Die Themenwoche ist ein Beitrag der Modellkommune Kirchheim zur Demenzstrategie des Landkreises, die im Dezember 2015 im Rahmen des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes beschlossen wurde. Sie soll die Versorgung von Menschen mit Demenz sowie deren Angehörige verbessern. Ein zentraler Bestandteil ist das Förderprojekt "Selbstbestimmt leben mit Demenz in der Kommune - Wege gemeinsam gehen", für das sich die Landkreiskommunen bewerben konnten.

Dabei sollten ursprünglich vier Modellkommunen ausgewählt werden, die jeweils Fördergelder in Höhe von 4.500 Euro zur Umsetzung einer örtlichen Demenzstrategie erhalten. Letztendlich entschied sich der Sozialausschuss des Landkreises aber dafür, das große Engagement der Kommunen zu würdigen und alle neun wertbaren Bewerbungen mit dem ausgeschriebenen Betrag zu fördern. Neben Kirchheim gehören Aschheim, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Oberhaching, Oberschleißheim, Pullach, Taufkirchen, Unterhaching und Unterföhring seit 2016 zu den Modellkommunen im Landkreis.

In den Modellkommunen haben sich inzwischen Expertengruppen und Arbeitskreise mit Akteuren aus Beratungs- und Fachstellen, Nachbarschaftshilfen, Sozialreferaten der Kommunen, Seniorendiensten usw. gebildet. Wie in Kirchheim befinden sich auch in den anderen Kommunen zahlreiche Projekte in Planung. Sie reichen von Auftaktveranstaltungen mit Vorträgen oder Ausstellungen über Messen bis hin zu Demenzsprechstunden, Selbsthilfe- und Aktivierungsgruppen, zu deren Bewerbung kontinuierlich Flyer und Broschüren entwickelt werden.

Internes Austauschtreffen am 2. November 2017

Am 2. November 2017 findet dann erstmals ein interner Erfahrungsaustausch der beteiligten Modellkommunen im Festsaal des Landratsamts statt, bei dem die Wirkungen der im Rahmen der Förderung entwickelten Maßnahmen vorgestellt und diskutiert werden. Bei diesem Treffen stellen die Kommunen ihre drei wichtigsten Projekte vor und können vor Ort auch das Bündnis Demenz und seine verschiedene Aktivitäten kennenlernen.