Demokratie-Workshops für Geflüchtete

Berufsschülerinnen und -schüler des Landkreis Münchens (er)leben Demokratie im Landschulheim

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich intensiv mit dem Thema Demokratie. (Foto: mehrWERT Demokratie)

Drei Integrationsklassen der Berufsschule München-Land, Außenstelle Feldkirchen, beschäftigten sich mehrere Tage im Schullandheim intensiv mit den Werten der Demokratie, Gefährdung der Demokratie und dem eigenen Engagement. Poetry Slam und Diskussionen mit Lokalpolitikern gehörten zum abwechslungsreichen Programm.

Ein spannendes politisches Lernangebot für Berufsschülerinnen und -schüler zu schaffen ist keine einfache Angelegenheit. Auf Initiative der Integrationskoordination des Landratsamts München und unter Durchführung von mehrWERT Demokratie, einem Projekt des Wertebündnis Bayern, konnte dieses methodisch vielseitige Angebot für die Berufsschule München-Land und die Schülerinnen und Schüler der Berufsintegrationsklassen umgesetzt werden.

Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit

Die Besucher der Berufsintegrationsklasse haben einen Migrations- oder Fluchthintergrund. Sie leben seit einigen Jahren in Deutschland und kennen sich bereits gut aus mit dem Thema Demokratie. Die unterschiedlichen Pfeiler der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft genauer zu betrachten, darüber zu diskutieren und mit der eigenen Biografie zu verknüpfen war jedoch eine besondere Erfahrung. Durch Poetry Slam wurden die Schülerinnen und Schüler animiert, ihre eigenen Wertevorstellungen zu teilen und mit anderen zu diskutieren. Sicherheit, Toleranz, Gleichheit und Freiheit stuften viele dabei als die wichtigsten Werte einer Demokratie ein.

Durch die Einbeziehung von Kommunalpolitikern hatten die jungen Erwachsenen nun auch die Möglichkeit direkt mit Vertretern aus der Politik zu sprechen. Da vielen Schülerinnen und Schülern zuvor nicht bewusst war, welche Themen bereits auf Ebene der Kommunalpolitik entschieden werden können, fand das Treffen besonderen Anklang.

Das eigene Engagement in der Gesellschaft

Im ersten Moment erscheint es nicht leicht, sich selbst zu engagieren und sich als aktiven Teil der Gesellschaft zu identifizieren. Insbesondere für junge Menschen, die zwar nicht in Deutschland geboren sind, hier jedoch eine neue Heimat gefunden haben. „Durch den Kurs habe ich richtig Lust bekommen, mich zu engagieren“, berichtete ein Schüler.

Initiiert und finanziell ermöglicht wurden die Fahrten ins Schullandheim durch das Landratsamt München. Dieses verfolgt seit 2017 im Rahmen des Integrationsfahrplans für Flüchtlinge unterschiedliche Maßnahmen und Angebote, um geflüchteten Menschen den Einstieg und die Integration in die deutsche Gesellschaft soweit wie möglich zu erleichtern.

„Viele der im Integrationsfahrplan festgelegten Maßnahmen sind schon vollständig umgesetzt. Zu den umfassenden Zielsetzungen zählt auch die Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe und Wertebildung. Die angebotenen Kurse zum Thema Demokratie sind dabei aber nur ein Baustein in einem umfangreichen Workshop-Konzept, welches unter anderem auch die Bereiche Gesundheit, Rechtsbildung und Werte umfasst. Dass die Workshops so gut und gerne besucht werden, zeigt uns, dass wir mit dem Kursangebot auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Landrat Christoph Göbel.

Jörg Schnadel, Mitarbeiter der Schulleitung Berufsschule München-Land, resümierte: „Die Schüler waren von den Inhalten rundum begeistert. Ein solcher Aufenthalt wäre ohne die Förderung durch das Landratsamt andernfalls nie möglich gewesen.“

Umfangreiches Bildungsangebot

Der Wunsch nach Informationen zu gesellschaftlicher Teilhabe und dem Leben in Deutschland ist nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern in Feldkirchen groß: So nahmen in der Vergangenheit bereits 347 geflüchtete Menschen an insgesamt 32 Workshops teil, welche die Integrationskoordination des Landratsamts München in den letzten sieben Monaten initiierte.

Die Themen, über die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Workshops informieren konnten, umfassten unter anderem Familien- und Zivilrecht, Gleichberechtigung, Verbraucherschutz, Arbeitsrecht und Gesundheit.