Fortschreibung des Armuts­be­kämp­fungs­plans kommt gut voran

Ein Großteil des Maßnahmenpakets ist bereits weit gediehen – künftig soll der Fokus noch mehr auf Prävention liegen

Wenn man herausfinden möchte, wie es wirklich um eine Region bestellt ist, darf man nicht nur einen Blick auf die Oberfläche werfen. Man muss eintauchen in ihre Eigenheiten und Charakteristika, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, ihre Wirtschaft und ihre Kommunen, um ein unverfälschtes Bild zu erhalten. Genauso verhält es sich bei dem Thema Armut. Dass eine Region insgesamt gut dasteht, sagt noch nichts darüber aus, wie es um ihre Bewohner im Einzelnen bestellt ist. Erst, wenn man über Fakten wie Vollbeschäftigung, Wachstum, Bildungsoffensive oder Prosperität hinausblickt, erhält man einen unverstellten Blick auf die Lebensrealitäten der dort lebenden Menschen. Dann zeigt sich: Auch in einer prosperierenden und sich gut entwickelnden Region wie dem Landkreis München gibt es Schattenseiten wie Wohnungsnot, Versorgungslücken oder Armut. Entscheidend ist, was getan wird, um diesen Problemen entgegenzuwirken. Mit seinem Armutsbekämpfungsplan hat sich der Landkreis bereits im Jahr 2010 auf den Weg gemacht, der wachsenden sozialen Schere entgegenzuwirken.

Mehr als drei Viertel der beschlossenen Maßnahmen sind bereits abgeschlossen oder in Umsetzung

2016 wurden die Maßnahmen aus dem Armutsbekämpfungsplan in Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden durch die Kreispolitik und die Kreisverwaltung aktualisiert und angepasst. Es entstanden insgesamt 70 Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die Situation von Menschen, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind, zu verbessern. Mitte 2016 wurde damit begonnen, die Maßnahmen, die im Sozial- und Jugendhilfeausschuss des Landkreises beschlossen wurden, umzusetzen. Den aktuellen Stand der Bearbeitung stellte die verantwortliche Sozialplanerin des Landratsamts, Michelle Flohr, kürzlich im Sozialausschuss vor. Bereits die Hälfte der Aufgaben konnte in den letzten zwei Jahren erfolgreich bewerkstelligt werden. Weitere 37 Prozent der geplanten Vorhaben wurden bereits angestoßen; wiederum die Hälfte davon ist bereits so weit gediehen, dass sie noch im Jahr 2018 zum Abschluss gebracht werden können. Lediglich 13 Prozent der vereinbarten Maßnahmen sind aktuell noch nicht in Bearbeitung. Auch sie sollen jedoch zeitnah folgen, so dass die Fortschreibung des Armutsbekämpfungsplans bis Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein wird.

Schwerpunkt für die kommenden Jahre: Prävention von Armutskarrieren

Der Abschluss des Projekts Armutsbekämpfungsplan bedeutet natürlich längst nicht das Ende der Bemühungen des Landkreises, sich gegen Armut in der Region stark zu machen. Das Thema wird auch darüber hinaus im Rahmen einer breit angelegten Sozialraumanalyse kontinuierlich weiter bearbeitet werden. Politik und Verwaltung haben bereits mögliche Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Jahre identifiziert. So soll der Fokus für die Jahre 2020 bis 2023 insbesondere auf der Prävention von Armutskarrieren liegen. Zwar ist die Lage am Arbeitsmarkt im und um den Landkreis München sehr gut, es herrscht Vollbeschäftigung, doch in anderer Hinsicht werden auch im Landkreis die Nachteile der Lage mitten im Ballungsraum spürbar: "Momentan befinden wir uns noch in einer Situation, in der viele Menschen es geschafft haben, sich über die Jahre eine Existenz in den eigenen vier Wänden aufzubauen. Für sie ist es ein wenig leichter, mit dem konstant niedrigen Rentenniveau klarzukommen. Das wird in den nachfolgenden Generationen nicht mehr so sein", so Landrat Christoph Göbel. "Der steigende Altersdurchschnitt unserer Gesellschaft, die wachsende Anzahl alleinerziehender Eltern und geringe Einkommen, die knapp über den Grenzen für staatliche Hilfe liegen, sind bedeutende Risikofaktoren für Armut. Und oft entwickelt sich daraus eine Art Armutsspirale, die ganze Familien - Eltern, Kinder, Enkelkinder - mitzieht. Einmal in diesem Strudel gefangen, kommt ein Mensch dort nur schwer wieder heraus. Aus diesem Grund müssen wir uns bereits jetzt und auch im Anschluss an den Armutsbekämpfungsplan systematisch mit der Prävention von Armutskarrieren im Landkreis München auseinandersetzen", so Göbel weiter. Konkrete Maßnahmen dafür sollen zeitnah und so differenziert wie möglich zugeschnitten auf die unterschiedlichen Zielgruppen entwickelt werden.