Großes Interesse am Fachtag Demenz im Landratsamt München

Viele Gemeinden wollen demenzfreundliche Kommunen werden und informieren sich bei Fachleuten, Institutionen und Versorgern

Foto: Demenztagung im Landratsamt

Großes Interesse beim Fachtag Demenz im Festsaal des Landratsamtes

Demenz geht uns alle an. Demenz verbindet uns. Denn aufgrund der steigenden Lebenserwartung kann ihr kaum mehr jemand entkommen. Während in früheren Epochen der "Greisenblödsinn" als vollkommen regelrechtes Merkmal des Alterns aufgefasst wurde, empfindet sie der moderne Mensch als Zumutung und Erkrankung.

Dabei ist die Demenz keine neue Erscheinung. Vielmehr wurden die Symptome des Alterns und der Alzheimer Krankheit schon ca. 2.500 v. Chr. in einem medizinischen Papyrus beschrieben.

"Die häufigste Ursache der Demenz ist die Alzheimer Krankheit. Die häufigste Form der Demenz ist jedoch eine gemischte Demenz", erklärt Univ.-Prof. Dr. Hans Förstl den Zuhörern. Und: "Wer alt werden will, muss mit einer Demenz rechnen. Entsprechend solidarisch müssen wir uns um die Betroffenen kümmern und zu einem angemessenen Grundverständnis der Demenz zurückfinden. Die bloße Betrachtung rührseliger Büchlein, Bildchen und Filmchen genügt dazu nicht", mahnt der Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München ernst.

Es bedarf guter Rahmenbedingungen, damit Betroffene die Situation meistern können

Landrat Christoph Göbel stellte heraus, "dass auch die Angehörigen betroffen sind und es auch sein sollen. Es bedarf bestimmter Rahmenbedingungen und einer guten Infrastruktur, damit die Betroffenen die Situation meistern können", betonte Göbel und forderte die anwesenden Landkreisbürgermeister, Fachleute und Vertreter der Institutionen auf, sich noch stärker zu vernetzen, um die Angebote für Betroffene und Angehörige weiter auszubauen.

"Eine demenzfreundliche Kommune hält ein vielfältiges Angebot an Einrichtungen für die Betroffenen und ihre Familien vor", erklärte denn auch Sabine Wenng, Diplom-Psychogerontologin und Leiterin der Koordinationsstelle "Wohnen im Alter" im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Dazu gehören Angebote zu Diagnostik und Therapie, Beratung, Therapie und Psychoedukation, Betreuungsgruppen zur besseren Tagesstrukturierung und Aktivierung, die häusliche und ambulante Pflege, haushaltsnahe Dienste und Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, Hilfen bei rechtlichen Aspekten, komplementäre Hilfen, wie zum Beispiel Essen auf Rädern und Angebote für Angehörige. Mit solchen Hilfen kann ein selbstbestimmtes unabhängiges und individuelles Leben im Alter trotz Hilfe- und Pflegebedarf auch für Menschen mit Demenz möglich sein.

Um den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen, haben sich die Vertreter der anwesenden Landkreiskommunen bei der Initiative Demenzfreundliches Mittelfranken erkundigt, was sie darüber hinaus leisten können, um den Lebensraum für Menschen mit Demenz und deren Angehörige so zu gestalten, dass sie gut aufgehoben sind und begleitet in ihrer vertrauten Umgebung leben können. In Mittelfranken haben sich bereits vierzehn Kommunen auf den Weg gemacht, die "Initiative Demenzfreundliche Kommune" mit Leben zu füllen.

Im Laufe des Tages wurden noch zahlreiche Projekte sozialer Träger vorgestellt, die Anregungen geben konnten und Handlungsfelder aufzeigten.

Am Ende seines Vortrages zu Beginn der Veranstaltung hatte Prof. Förstl daran erinnert, dass die Demenz zwar unser gemeinsames Schicksal sei, aber jeder selbst eigenverantwortlich etwas betragen könne. "Die Demenzfreundlichkeit sollte nicht so weit gehen, deren Entwicklung durch folgende Verhaltensweisen zu befördern: mangelnde geistige Aktivität und dummes Gehirnjogging, schlechte Stimmung und schlechten Schlaf, Rauchen und Trinken, Bewegungsmangel und Fettleibigkeit sowie unbehandelten Bluthochdruck und Stoffwechselkrankheiten", nimmt uns der Professor alle in die Pflicht.