Gute Karten für eine Verlängerung der U5 nach Ottobrunn/Taufkirchen

Neue Untersuchung zeigt, dass es auch kostengünstiger als gedacht gehen könnte – Das erhöht die Chance auf eine Realisierung der U-Bahn-Verlängerung

Das Ergebnis einer Verkehrsuntersuchung im Jahr 2014 war ernüchternd: Zwar hätte die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 über Neuperlach Süd hinaus bis nach Ottobrunn/Taufkirchen respektable Fahrgastzahlen hervorgebracht, doch die damals geschätzten Baukosten für den U-Bahn-Tunnel waren immens. Um eine staatliche Förderung zu erhalten, muss ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von mehr als 1,0 erzielt werden. Bei der betrachteten Verlängerung der U5 kam lediglich ein Quotient von 0,16 heraus. Damit wurde das Projekt zunächst ad acta gelegt.

Doch in jüngerer Zeit bewegt sich viel im Bereich Ottobrunn, Taufkirchen und Neubiberg. Der Standort der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg wird durch neue Studienplätze sowie die Ansiedlung von Bundesbehörden auf dem Gelände weiter gestärkt. Darüber hinaus soll der Luft- und Raumfahrtstandort Ottobrunn/Taufkirchen nach dem Willen der Staatsregierung deutlich ausgebaut werden und herausragende Bedeutung bekommen. Im Bereich des Ludwig-Bölkow-Campus soll das bayerische Luft- und Raumfahrtzentrum mit Namen "Bavaria One" entstehen, in dem neben den Hochtechnologieunternehmen auch bis zu 40 Lehrstühle der Technischen Universität München angesiedelt werden könnten.

Diese Entwicklungen legten die erneute Betrachtung einer Verlängerung der U5 nahe. Der Landkreis beauftragte daher im vergangenen Jahr ein Fachbüro, eine kostengünstigere bautechnische Machbarkeit der U5-Verlängerung nach Ottobrunn/Taufkirchen zu untersuchen. Auftrag der Gutachter war es, Einsparungen auf der Kostenseite zu erzielen, um das Nutzen-Kosten-Verhältnis in Richtung einer schwarzen Eins, und damit einer Förderfähigkeit zu bringen.

Mehr ober- als unterirdisch

Im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur stellten die Gutachter am 12. Februar insgesamt sechs Trassenvarianten vor. Die Varianten fächern sich von Ost nach West auf: von einer Führung unter der Rosenheimer Landstraße in Ottobrunn bis hin zu einer Trasse, die teilweise parallel zur Autobahn A8 verläuft. Je nach Lage, könnten längere Streckenteile oberirdisch geführt werden, was die Kosten gegenüber einer vollständigen Tunnellage ganz erheblich nach unten drückt.

An diese Ergebnisse wird sich nun eine Untersuchung der möglichen Fahrgastpotenziale anschließen, um herauszufinden, welche Varianten ein gutes Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweisen. Ein erstes Ergebnis hierfür wird für Juli 2019 erwartet. Ausgehend vom Nutzen-Kosten-Verhältnis können die Kreisgremien dann entscheiden, welche Varianten im Rahmen einer Vorplanung vertieft betrachtet werden.

"Das ist eine mehr als positive Entwicklung", stellt Landrat Christoph Göbel in der Sitzung fest, "die uns der Realisierung einer höchst sinnvollen Erweiterung des U-Bahnnetzes ein gutes Stück näher bringt. Neben den betroffenen Gemeinden unterstützen auch die Bundeswehruniversität und der Ludwig-Bölkow-Campus das Ansinnen sehr. Denn allen ist klar, die höchst erfreulichen Perspektiven für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung in diesem Raum lassen sich nur sinnvoll weiterdenken, wenn auch die verkehrliche Anbindung ausreichend dimensioniert ist."

Autonom fahrende Kleinbusse – schon bald Realität?

Während die U-Bahn heute zu den gängigen, aber gleichzeitig auch zu den teuersten öffentlichen Verkehrsmitteln zählt, beschäftigt sich der Landkreis München indes auch mit so innovativen und vergleichsweise kostengünstigen Alternativen wie autonom fahrenden Bussen. Was für den einen oder anderen noch nach Zukunftsmusik klingen mag, könnte in drei bis fünf Jahren schon Realität sein. In gleicher Ausschusssitzung stellte Thomas Hamacher, Professor für Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme an der TU München, den Kreisräten die Möglichkeit einer autonom verkehrenden Buslinie auf dem Garchinger Universitätscampus vor, die in einem nächsten Schritt dann auch in den Echinger Ortsteil Dietersheim verlängert werden könnte. Weiter gedacht, könnte eine solche Linie einmal als Verlängerung der U-Bahnlinie 6 bis zum Flughafen München eingesetzt werden. Landrat Christoph Göbel berichtete ergänzend, dass bereits viele Unternehmen bei ihm vorstellig wurden und ihre Bereitschaft signalisiert haben, sich in ein solches Projekt einzubringen. Auch der MVV sei interessiert, so Göbel. "Ich halte es für höchst erstrebenswert, solche Projekte weiterzuverfolgen und in die Anwendungsphase zu bringen", erklärte der Landrat.