Im Radverkehr steckt großes Potenzial
Radschnellwege und schnelle Radwege - Radtangente - Solarradweg. Der Mobilitätsausschuss beschäftigt sich gleich mit drei innovativen Projekten.
Das Angebot im öffentlichen Verkehr verbessern, Park-and-Ride-Plätze schaffen oder Umgehungsstraßen bauen - daran wird meist als erstes gedacht, wenn man nach Lösungen für den täglichen Verkehrskollaps sucht. Im Landkreis München erkennt man dagegen immer mehr auch das Potenzial des Fahrrads als wichtigen Teil einer verkehrlichen Gesamtstrategie.
Mal eben zum Einkaufen, den Sohn oder die Tochter zum Kindergarten bringen oder eine Radltour als Freizeitvergnügen am Wochenende - dafür wird das umweltfreundliche Zweirad ganz häufig genutzt. Auch wer es nicht weit zur Schule oder zum Arbeitsplatz hat, entscheidet sich häufig für den guten alten oder hochmodernen Drahtesel. Doch hat das Fahrrad als Verkehrsmittel auch über weitere Strecken hohes Potenzial, sofern die Bedingungen gut sind, sprich: man mit flotter Geschwindigkeit und mit möglichst wenigen Behinderungen durch Autos oder Fußgänger zügig vorankommt.
Eine erste so genannte Radschnellverbindung - eine Art Premiumradweg, auf dem auch hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20 bis 30 Kilometer in der Stunde gefahren werden können - soll zwischen der Landeshauptstadt München und den Kommunen Garching und Unterschleißheim entstehen. Neben diesem schon sehr weit gediehenen Projekt, lässt der Landkreis auch noch weitere Korridore zwischen Stadt und Landkreis für eine solche Radschnellverbindung untersuchen.
Schnelle Radverbindungen im Landkreis
"Doch die Pendlerbeziehungen bestehen nicht nur zwischen der Münchner Innenstadt und den Landkreisgemeinden. Viele Menschen pendeln tagtäglich auch innerhalb des Landkreises und haben aufgrund des radial auf die Stadt München ausgerichteten S-Bahnnetzes schlechte Karten, 'öffentlich' von A nach B zu kommen", so Landrat Christoph Göbel. Neben tangentialen Buslinien, lässt der Landkreis jetzt auch tangential verlaufende Radverbindungen untersuchen.
Die beauftragten Gutachter vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen schlagen eine Verbindung vor, die sich von Oberschleißheim im Norden über Garching, Ismaning, Aschheim, Feldkirchen, Haar, Grasbrunn, Putzbrunn bis nach Neubiberg im Süden erstreckt. Dort teilt sich der Korridor in zwei Varianten: Die nördliche Variante führt über Unterhaching, und dann durch den Perlacher Forst nach Pullach. Die südliche führt über Taufkirchen, Oberhaching und Grünwald nach Pullach. Auf verschiedenen Strecken treffen die beiden Korridore dann in Neuried wieder aufeinander, von wo die Strecke noch weiter bis nach Planegg geführt werden soll.
Ein so hoher Ausbaustandard, wie bei einer Radschnellverbindung, könnte nicht durchgängig auf der ganzen Strecke vorgehalten werden, sagen die Planer ganz klar. Die etwas niedrigeren Standards einer so genannten Radhauptverbindung, was z. B. geringere Breiten des Radwegs bedeuten könnte oder eine streckenweise gemeinsame Führung mit dem Fußgängerverkehr, wären jedoch größtenteils realisierbar.
Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur sprach sich am vergangenen Donnerstag, 12. Juli 2018, einstimmig dafür aus, die Gutachter mit einer vertieften Untersuchung beider möglicher Varianten zu beauftragen. Zudem werden die Korridorvorschläge im gesamten Untersuchungsraum noch einmal auf die wesentlichen tangentialen Pendlerbeziehungen im Landkreis München überprüft. Hierzu sollen auch Mobilfunkdaten herangezogen werden.
Von München nach Sauerlach
Darüber hinaus informierte die Verwaltung die Ausschussmitglieder über den aktuellen Sachstand zu einer zwischen der Stadtgrenze über Oberhaching bis nach Sauerlach geplanten Radwegebeziehung, deren Realisierung sich als nicht ganz einfach zeigt. Grund dafür ist unter anderem, dass sich die benötigten Wege zum Teil in gemeindefreien Gebieten, Landschaftsschutzgebieten und Wasserschutzgebieten und somit in ganz unterschiedlichen Verantwortungen befinden. Nutzungskonflikte, Eigentumsverhältnisse und Fördermöglichkeiten- bzw. "Förderschädlichkeiten", Boden- und Baugrunduntersuchungen stellen die Verwaltung vor zahlreiche knifflige Herausforderungen. "Wir haben sogar den Beauftragten für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung eingeschaltet", berichtete Landrat Christoph Göbel in der Sitzung. Möglich scheint aus heutiger Sicht eine Realisierung ebenfalls als Radhauptverbindung, also mit gegenüber einer Radschnellverbindung abgesenkten Standards.
Ein Radweg, der Strom erzeugt
Noch visionärer als Radschnell- oder Radhauptverbindungen klang ein weiterer Tagesordnungspunkt, der sich mit einem Konzept für so genannte Solarradwege beschäftigte. Hierunter versteht man einen mit Solarzellen belegten Radweg. Auf den Solarzellen befindet sich eine dicke Glasschicht als befahrbare Oberfläche, die sogar das Gewicht eines LKW aushalten kann. Der Ausschuss verständigte sich nicht nur darauf, diese innovative Idee weiterzuverfolgen, sondern beauftragte die Verwaltung, Kosten und Fördermöglichkeiten für ein ganz konkretes Projekt, nämlich eine ca. 800 Meter lange Neubaustrecke entlang der Kreisstraße M25 zwischen Grasbrunn und dem Sportpark auszuloten.