Intensive Netzwerkarbeit beim Treffen der Jugendbeauftragten

Landratsamt und Kreisjugendring fördern Austausch zur kommunalen Jugendarbeit

Foto: Wie kann funktionierende Jugendarbeit aussehen? Diese und viele weitere Fragen diskutierten die rund 20 Jugendbeauftragten bei ihrem Netzwerktreffen im Landratsamt München.

Wie kann funktionierende Jugendarbeit aussehen? Diese und viele weitere Fragen diskutierten die rund 20 Jugendbeauftragten bei ihrem Netzwerktreffen im Landratsamt München.

Bereits zum dritten Mal trafen sich am 31. Januar 2018 im Landratsamt München Jugendbeauftragte und Pädagogen, Gemeinderäte, Vertreter des Kreisjugendrings München-Land sowie Mitarbeitende des Kreisjugendamts und des Bildungsmanagements des Landkreises München zum fachlichen Austausch rund um das Thema der kommunalen Jugendarbeit.

Die rund 20 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kommunen sowie aus der Verwaltung wollten im Gespräch unter anderem herausfinden, wo den Möglichkeiten der Städte und Gemeinden Grenzen gesetzt sind und an welchen Punkten möglicherweise Jugendamt und Kreisjugendring Hilfestellungen geben können. Dabei waren sich die Experten einig, dass übergeordnete Stellen bei dieser Frage insbesondere durch das Schaffen geeigneter förderlicher Rahmenbedingungen sowie durch gezielte Netzwerkarbeit und die Förderung des Austauschs aller Beteiligten untereinander unterstützend und wegweisend tätig werden können.

Die Hauptarbeit liegt im Gemeindealltag - Anpassung an neue Kommunikationswege unverzichtbar

Der Großteil der Arbeit findet jedoch nach wie vor in den Kommunen, im direkten Umfeld der Kinder und Jugendlichen statt. Viele junge Menschen sind schließlich in Vereinen, Verbänden und Gruppen organisiert, die traditionell gemeindeintern bestehen. Aber auch Jugendliche, die nicht über gemeinsame Interessen und Aktivitäten in der Kommune vernetzt sind, gilt es anzusprechen. Gelingende Jugendarbeit muss beide Zielgruppen bei ihren Bemühungen berücksichtigen und entsprechend unterschiedliche Angebote entwickeln, um alle Jugendlichen anzusprechen. Zumindest in der Theorie klappt das bisher schon ganz gut. Die Verantwortlichen in den Gemeinden setzen sich engagiert für dieses Thema ein. In der Praxis sähe es dagegen meist weniger rosig aus, berichteten die Teilnehmer. Die Herausforderung sei vor allem, Kinder und Jugendlichen, die noch kein Wahlrecht besitzen, eine Stimme zu verleihen und sie trotz der auf den ersten Blick fehlenden Einflussmöglichkeiten am gesellschaftlichen und politischen Leben der Heimatgemeinde zu beteiligen. Hier könnten die Jugendarbeiter und Jugendbeauftragten als Mittler und "Dolmetscher" fungieren und die Anliegen der Jugend in die politische Gemeinde tragen.

Dabei sei es insbesondere wichtig, sich an die Medien und Informationskanäle, aber auch an die Tagesabläufe der Jugendlichen anzupassen. Die Kommunikation der Jugend spielt sich heutzutage großenteils digital ab. Facebook, WhatsApp und Co. sind aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig ist gerade bei den Zwölf- bis 16-jährigen die Zeit für persönliche Kontakte und tiefergehenden Austausch aufgrund der Anforderungen der Schule stark eingeschränkt, die Aufmerksamkeitsspanne oft nur kurz. Hier, so die Teilnehmer, müsse man in der Jugendarbeit ansetzen und neue, niederschwellige Kontaktangebote für Jugendliche schaffen, sei es über Messengerdienste, Chatgruppen oder Foren.

Positivbeispiele aus den Kommunen - von Dialogforum bis Hilfsprojekt

Es gibt jedoch auch zahlreiche Beispiele von Jugendarbeit im öffentlichen Raum oder Veranstaltungen, die die Zielgruppe erreichen und den Austausch mit Jugendlichen fördern. Dabei muss es nicht immer die Jungbürgerversammlung oder das Jugendparlament sein. In Basel, berichtet Hugo Fischer vom Kreisjugendring München-Land, sei beispielsweise "Das Sofa" sehr erfolgreich gewesen. Dort hatten Jugendarbeiter eine Couch an mehreren markanten Plätzen in den öffentlichen Raum gestellt, um einen Platz für Begegnung und unkomplizierten Austausch in unverfänglicher aber guter Atmosphäre zu schaffen - ein Angebot, das generationenübergreifend sehr gut angenommen wurde.

Ähnlich positive Beispiele hat auch die Gemeinde Oberschleißheim vorzuweisen: Dort ist man vor allem mit dem örtlichen Jugendzentrum "Planet O" sehr aktiv, beispielsweise mit dem Dialog der Generationen. Ziel der Veranstaltungen ist es, junge Menschen und Senioren zusammenzubringen und den Austausch und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Dabei stehen oft ganz alltagspraktische Fragen im Fokus: "Wie habt ihr früher gelebt?", "Wie war das bei euch mit Bewerbungen?" oder "Wie war das früher mit der ersten Liebe?". Die Jugendlichen profitieren dabei von der Erfahrung der Älteren. Die Senioren hingegen haben die Möglichkeit, ihr Wissen weiterzureichen und selbst körperlich und geistig aktiv zu bleiben, etwa bei einer generationenübergreifenden Tanzstunde aus HipHop und Volkstanz.

Auch Hilfsprojekte, mit Jugendlichen aus der Gemeinde auf die Beine gestellt, sind in Oberschleißheim ein Erfolgskapitel. In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde zusammen mit dem Planet O und weiteren Partnern zahlreiche Projekte von Brunnenbau bis Benefiz-Flohmarkt zur Bestückung einer Bücherei in Tansania auf die Beine gestellt. Der Clou dabei: Die Jugendlichen sind nicht nur bei Planung und Organisation dabei, sondern sehen im Idealfall auch das fertige Ergebnis direkt vor Ort in Oberschleißheim, im Landkreis - oder eben auch einmal im Senegal.

Wichtig für die Jugendbeauftragten und Netzwerkpartner sei es, eine Nase dafür zu haben, woher der Wind weht, resümierte Hugo Fischer vom Kreisjugendring München-Land, der gemeinsam mit Sarah Stadler vom Kreisjugendamt die Veranstaltung organisiert hatte. "Wir müssen wissen: Was sind aktuell die Interessen der Jugendlichen?" Denn den Zeitgeist und die Bedürfnisse der Jugendlichen zu treffen, sei essenziell für eine erfolgreiche Jugendarbeit.