Kiesabbau im Würmtal beschäftigt Umweltausschuss

Kreisräte verabschieden einstimmig Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren

Foto: Mikrofon in einem Sitzungssaal

Ganz egal, wo man hinsieht: Dort, wo Kies abgebaut werden soll, erhitzt das Thema die Gemüter. Verständlicherweise, denn Kiesabbau und Kiesverarbeitung bedeuten immer auch einen Eingriff in das Lebensumfeld von Mensch und Natur. Oftmals müssen zunächst Bäume weichen, um an den Kies heranzukommen, dann wird das Material meist mit Lkw zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Das bedeutet in der Regel Lärm und Staub.

Doch Kies wird überall dringend benötigt. Zum Haus- und Straßenbau oder zum Bau von U- oder S-Bahnen. Darum macht es Sinn, ihn auch dort zu gewinnen, wo er benötigt wird. Dies ist als Grundsatz auch im Regionalplan der Region München festgeschrieben, in dem so genannte Vorrang- und Vorbehaltsgebiete zur Gewinnung von Bodenschätzen festgelegt werden.

Regionalplan legt Vorranggebiete fest

Im Bereich der Gemeinden Planegg und Neuried weist der Regionalplan mit Zustimmung aller drei Würmtalgemeinden das ca. 30 Hektar große Vorranggebiet 804 für Kiesabbau im Forst Kasten aus. Das Gebiet ist mit einer mehrere Meter mächtigen Kiesschicht nicht nur besonders ertragreich, sondern auch bereits durch ein unterirdisch verlaufendes Förderband unmittelbar an das bestehende Kieswerk in der Gemeinde Gräfelfing angeschlossen, so dass der Lkw-Verkehr wesentlich reduziert werden kann. Damit hat sich dieser Standort als verträglichste Lösung gezeigt. Aktivitäten des Grundstückseigentümers, der städtischen Heilig-Geist-Stiftung, scheinen einem weiteren Kiesabbau durch den örtlichen Kiesgrubenbetreiber jedoch entgegenzustehen, so dass sich dieser veranlasst sah, nach Alternativen in unmittelbarer Umgebung zu suchen. Er beantragte nun bei der Regierung von Oberbayern, in einem Waldgebiet des Kreuzlinger Forsts in Planegg, der sogenannten "Dickwiese" zwischen Gräfelfing, Planegg, Krailling und Germering/Unterpfaffenhofen, auf rund 24,5 Hektar Kies abbauen zu dürfen.

Rund 3 Mio. Kubikmeter Kies könnten voraussichtlich in diesem Bereich gewonnen werden. Die Auskiesung und Wiederverfüllung würde abschnittsweise auf Flächen von ca. 2,4 Hektar Größe erfolgen und sich über einen Zeitraum von rund zwölf Jahren erstrecken. Ausgekieste Flächen würden innerhalb von fünf Jahren wieder aufgeforstet werden. Im Gegensatz zum ausgewiesenen Vorranggebiet müsste der Abtransport zum Kieswerk in der Gemeinde Gräfelfing hier jedoch mittels Lkw erfolgen. Das Unternehmen rechnet mit rund 300 Fahrten pro Tag.

Zweite Abbaufläche überfordert das Würmtal

Das vorgesehene Gebiet wurde im Regionalplan weder als Vorranggebiet für den Abbau von Bodenschätzen noch als Vorbehaltsgebiet festgelegt. Demnach muss in einem eigenen Raumordnungsverfahren die Verträglichkeit des Vorhabens beurteilt werden. Im Rahmen dieses Verfahrens haben sowohl die betroffenen Gemeinden als auch der Landkreis Gelegenheit Stellung zu beziehen.

Nach Ansicht des Landkreises München führt ein weiterer großflächiger Kiesabbau zeitgleich zum Abbau im bestehenden Gebiet zu einer Überforderung des Raums. Ein zweites Abbaugebiet zusätzlich zu dem im Regionalplan festgelegten Vorranggebiet ist hinsichtlich der Auswirkungen auf Natur- und Landschaftsschutz sowie der mit dem Kiesabbau verbundenen Beeinträchtigung der Erholungsfunktion des für die Bürgerinnen und Bürger der angrenzenden Gemeinden und der Landeshauptstadt München bedeutsamen Naherholungsgebiets nicht raumverträglich. Gleichzeitig würde mit Zulassung dieser weiteren Abbaufläche die vom regionalen Planungsverband getroffene Abwägungsentscheidung, nur das Vorranggebiet 804 auszuweisen, unterlaufen werden.

Doppelbelastung für Würmtal verhindern

Einstimmig beauftragten die Mitglieder des Ausschusses für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen daher den Landrat, im laufenden Raumordnungsverfahren für den Landkreis eine Stellungnahme abzugeben, nach der der Landkreis einen großflächigen Trockenkiesabbau im Bereich der "Dickwiese" als nicht raumverträglich beurteilt, da das Vorranggebiet 804 aus dem Regionalplan Bestand hat. Ferner sei das Vorranggebiet 804 der "Dickwiese" vorzuziehen, da durch das bereits vorhandene Förderband dort der Kiesabtransport ohne zusätzlichen Lkw-Verkehr gesichert werden kann.
 
Landrat Christoph Göbel begrüßte den einvernehmlichen Beschluss sehr. "Die jahrelangen Beratungen und einmütigen Festlegungen aller zum Kiesabbau im Regionalplan müssen beherzigt werden." Er rief den Oberbürgermeister und alle Verantwortlichen in der Landeshauptstadt dazu auf, die Weichen für einen Mensch und Natur schonenden Kiesabbau zu stellen und am schon seit Jahren eingeschlagenen Weg des behutsamen Kiesabbaus festzuhalten. "Nur so können wir auch weiterhin sicherstellen, dass der Kies dort abgebaut wird, wo wir ihn benötigen, ohne Mensch und Natur über Gebühr - in diesem Fall das Würmtal doppelt - zu belasten."