Landkreis baut Asylbewerberunterkunft in Unterhaching

Informationsveranstaltung von Gemeinde und Landkreis trifft auf große Resonanz

Foto: Podium und Zuschauer beim Vortrag des Landrates Christoph Göbel und dem Ersten Bürgermeister Wolfgang Panzer.

Landrat Christoph Göbel (li.) informierte zusammen mit Erstem Bürgermeister Wolfgang Panzer (2. v. li.) und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Landratsamt die Unterhachinger Bevölkerung über die in der Gemeinde neu entstehende Asylbewerberunterkunft

Foto: Die Zuhörer und die Vortragenden bei der Diskussion

Voll besetzte Reihen bei der Informationsveranstaltung zum Bau einer Asylbewerberunterkunft in Unterhaching

Es war viel von Angst die Rede beim überaus gut besuchten Informationsabend zum Bau einer Asylbewerberunterkunft in Unterhaching. Am Ende waren es die vielen Positivbeispiele aus der Bevölkerung, die die Bedenken der Anwohner zumindest teilweise relativieren konnten.

Der Landkreis München sucht händeringend nach Unterkünften für die immer größer werdende Anzahl an Asylbewerbern aus den Krisengebieten der Erde, das machten zu Anfang Unterhachings Erster Bürgermeister Wolfgang Panzer und Landrat Christoph Göbel klar. Die Asylsuchenden werden nach einem bestimmten Schlüssel von der Regierung von Oberbayern auf die Landkreise verteilt. Derzeit sind es mehr als 680 Asylsuchende, die in den Landkreiskommunen untergebracht sind – das aktuelle Soll liegt jedoch bei 813. Der Landkreis verfügt über kaum mehr freie Plätze. Der Wohnraum, der bislang von Gemeinden und Privatpersonen zur Anmietung zur Verfügung gestellt wurde, ist mehr oder minder ausgeschöpft. Einziger Ausweg ist, neue Unterkünfte zu bauen. Unterhaching ist eine von mehreren Gemeinden, in denen ein solches Projekt – eine vom Landkreis München errichtete und geführte Unterkunft verwirklicht wird.

75 Asylbewerber werden voraussichtlich bis Ende des Jahres ein vorübergehendes Zuhause auf dem Grundstück an der Hachinger Haid in unmittelbarer Nähe der großen Nahversorger finden. Hier soll ein L-förmiges Gebäude in Modulbauweise entstehen, das neben Familien- und Doppelzimmern auch Gemeinschaftsräume wie Beratungs-, Arzt- und Spielzimmer, Raum für die Hausaufgabenbetreuung oder die Verwaltung vorhalten wird. Die Nutzung ist auf zehn Jahre begrenzt.

Größtes Verständnis für Sorgen der Bürger

Die Ängste der Bevölkerung, in hohem Maße aus der unmittelbaren Nachbarschaft der künftigen Unterkunft, reichten von eventuell sinkenden Grundstückswerten, über die Verbauung eines als mögliche Sickerfläche dienenden Grundstückes für den Hachinger Bach bis hin zu Ängsten vor Gewalt und Unruheherden. Sowohl die Gemeinde als auch das Landratsamt nehmen die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger ernst. Die bisherigen Erfahrungen, die der Landkreis und die Kommunen, aber auch die Polizei gemacht haben, können diese Ängste aber in keiner Weise unterfüttern – ganz im Gegenteil.

Seitens des Landratsamtes wurde versichert, das aufgrund des per Kreistagsbeschluss erhöhten Betreuungsschlüssels von 1 zu 100 (der Betreuungsschlüssel der Regierung liegt bei 1 : 150) eine sozialpädagogische Fachkraft nahezu in Vollzeit für die Unterkunft zur Verfügung stehen wird, hinzu kommen Hausmeisterdienst und die Mitarbeiter des Sozialamtes, die häufig vor Ort sein werden. Auch die Polizei sicherte Präsenz zu und berichtete in Übereinstimmung mit der Leiterin des Ausländeramtes, dass es bislang nirgendwo im Landkreis nennenswerte Probleme gegeben habe, von internen Streitereien abgesehen, die jedoch an einer Hand abzuzählen seien.

Befürchtungen, dass besonders Jugendliche Probleme bereiten könnten, konnte Schulleiterin Ursula Löwe von der Grundschule an der Jahnstraße den Anwesenden nehmen. Sie berichtete von äußerst positiven Erfahrungen sowohl mit Kindern von Asylbewerbern als auch von anderen Migranten. Auch bestätigte sie als Bürgerin der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn und dort unmittelbare Nachbarin der seit vielen Jahren von der Regierung geführten Gemeinschaftsunterkunft, dass es hier keinerlei Probleme gebe, weder zwischenmenschlich noch was die Wohnqualität oder die Grundstückspreise betreffen würde. Landrat Christoph Göbel konnte letzteres auch für den gesamten restlichen Landkreis bestätigen.

Große Dankbarkeit

Vertreter des örtlichen und benachbarter Helferkreise sowie zahlreiche beruflich oder ehrenamtlich in der Betreuung von Asylbewerbern oder Migranten Tätige stellten eindrücklich dar, dass die Ängste auf Seiten der Asylbewerber mindestens ebenso groß seien, wie auf Seiten der Bürger. Die Geflüchteten kommen größtenteils aus Krisengebieten oder Ländern, in denen mitunter menschenunwürdige Lebensbedingungen herrschen. In Deutschland angekommen, begegnen sie einer für sie völlig fremden Kultur, müssen oft ohne Deutschkenntnisse ein langwieriges Asylverfahren durchlaufen und sind mit der Skepsis der einheimischen Bevölkerung konfrontiert. Das beste Mittel, um eigene Ängste abzubauen, sei die persönliche Begegnung. Die Freundlichkeit und Dankbarkeit, die einem dann entgegengebracht würde, sei überwältigend, sagten die erfahrenen Bürger einhellig.

Helferkreis sucht neue Mitglieder

Franziska Kindsmüller vom Helferkreis Unterhaching lud die Bürgerinnen und Bürger zur Mitwirkung ein. Gelegenheit, sich über die Arbeit des Helferkreises Asyl zu informieren, besteht beim nächsten Helferkreistreffen am Donnerstag, 31. Juli 2014, in der Pfarrei St. Birgitta.