Landkreis bringt kommunale Familienbildung voran

Koordinierungsstelle Familienbildung startet Bestands- und Bedarfsanalyse zu Familienbildungsangeboten im Landkreis / Erhebung bildet die Grundlage für das geplante Maßnahmenkonzept

Bereits vor mehr als zwei Jahren hat der Landkreis München begonnen, die familienfreundliche Infrastruktur in seinen Kommunen nachhaltig zu fördern. Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises München hatte das Thema im Oktober 2014 in seine Agenda aufgenommen und im Januar 2015 den Beschluss zur Teilnahme am Förderprogramm "Strukturelle Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung" gefasst. Jetzt sollen in einer umfassenden Bestandsaufnahme vorhandene Angebote und Einrichtungen für Familien im Landkreis erfasst und Wünsche und Bedarfe für ein familienfreundliches Leben im Landkreis ermittelt werden. Mit dem Konzept, das auf Basis der Auswertung erarbeitet wird, möchte die Koordinierungsstelle "Familienbildung und Familienstützpunkte" eine landkreisweite einheitlich hohe Qualität im Bereich der Familienbildung sicherstellen.

Träger und Familien bei Befragung im Fokus

Ab Montag, 7. März 2016, werden dazu im ersten Schritt systematisch wichtige Akteure im Bereich Familienbildung befragt. Einrichtungen der Familienbildung im Landkreis erhalten zunächst Fragebögen zur Erhebung des aktuellen Bestandes. Abgefragt werden darin neben allgemeinen Angaben zur Einrichtung unter anderem die Angebote im Bereich Familienbildung sowie mögliche Änderungs- und Ausbaubedarfe hinsichtlich Bildung eines Netzwerkes. Experten-Interviews mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Landkreiskommunen und Workshops mit Vertretern von Einrichtungsträgern sind darüber hinaus ebenso vorgesehen wie die Befragung von Familien, die derzeit sozialpädagogische Familienhilfe nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz empfangen.

In einem zweiten Schritt versendet die Koordinierungsstelle Fragebögen zur Bedarfserhebung an alle Eltern im Landkreis, deren Kinder im dritten bzw. sechsten Lebensjahr sind oder eine vierte, sechste oder achte Klasse in einer der Landkreiskommunen besuchen. Darin werden die Wünsche und Bedürfnisse der Familien hinsichtlich Angeboten, Themenvielfalt und Angebotsstruktur sowie allgemeine Angaben zur Familie erhoben.

Neue Familienformen müssen bei Netzwerkbildung berücksichtigt werden

"Die aktuelle Situation der Familienbildung in Bayern ist einerseits geprägt von vielfältigen Angeboten ganz unterschiedlicher Träger und Gruppierungen. Auf der anderen Seite gehen damit aber auch eine Unübersichtlichkeit der Angebote und mangelnde Transparenz einher", erklärt Alexandra Müller, Leiterin der Koordinierungsstelle "Familienbildung und Familienstützpunkte" im Landratsamt München. "Dazu kommen zunehmend unterschiedliche Familienformen wie beispielsweise Patchwork-Familien oder gleichgeschlechtliche Beziehungen, die bei entsprechenden Angeboten berücksichtigt werden müssen", so Müller weiter. Die Bestands- und Bedarfserhebung soll deshalb die Grundlage für ein umfassendes Familienbildungskonzept bilden, das allen diesen Punkten Rechnung trägt.

Auch Landrat Christoph Göbel weiß um die zentrale Bedeutung dieser koordinierten und integrativen Vorgehensweise in Sachen Familienförderung: "Mit der Erarbeitung des kommunalen Familienbildungskonzepts für unseren Landkreis wollen wir die Chancengleichheit sozial benachteiligter Familien fördern, Strukturen vor Ort stärken, Bedarfslücken schließen und auch die Zugangswege zu den Angeboten erleichtern. Dazu werden wir das Angebot im Landkreis sicher anpassen müssen, damit alle Familien von diesem Konzept profitieren können", blickt Göbel in die nahe Zukunft. "Die Befragung der Akteure und Familien im Landkreis ist dabei die Grundvoraussetzung für alle weiteren Schritte."

Institut für Sozialplanung unterstützt bei Erhebung und Auswertung

Entstanden sind die Fragebögen in Zusammenarbeit mit der Diplom-Sozialpädagogin Susanne Gruber vom Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) in Augsburg, das die Bestands- und Bedarfserhebung im Auftrag des Landratsamtes München durchführen wird. Das Institut hatte im Oktober 2015 die öffentliche Ausschreibung des Landratsamtes für sich entscheiden können. Den aktuellen Stand des Prozesses sowie die ausgearbeiteten Fragebögen stellte die Koordinierungsstelle im Januar einem interessierten Fachpublikum aus Trägervertretern, Leitungen von Kindertagesstätten und Erziehungsberatungsstellen sowie Kommunal- und Kreispolitikern vor.

Am Ende des Prozesses steht der "familienfreundliche Landkreis"

In den vergangenen Jahren ist die kommunale Familienbildung als Pflichtaufgabe der Jugendämter zunehmend in den Fokus der Politik gerückt. Nachdem der Landkreis die Teilnahme am Förderprogramm "Strukturelle Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung" beschlossen hatte, wurde die Koordinierungsstelle "Familienbildung und Familienstützpunkte" des Landratsamtes ins Leben gerufen, die sich um den Aufbau von Arbeits- und Kooperationsstrukturen kümmert. Ziel der Koordinierungsstelle ist die Erarbeitung eines Familienbildungskonzepts für den gesamten Landkreis sowie die Etablierung und Begleitung sogenannter Familienstützpunkte in den Landkreisstädten und -gemeinden. Sie sollen als sozialraumorientierte und wohnortnahe Anlauf- und Kontaktstelle für Familien dienen, über passgenaue Unterstützungsangebote informieren und Kontakte vermitteln. Darüber hinaus werden in den Familienstützpunkten auch eigene Angebote der Familienbildung durchgeführt oder in Kooperation mit anderen Einrichtungen organisiert.