Landkreis München schreibt Energievision fort

Externe Fachleute sollen dabei helfen, dem Klimaschutz im Landkreis mehr Wirkung zu verleihen.

Mit Hilfe externer Fachleute will der Landkreis München seine Energievision auf eine realistischere Grundlage stellen. Der Input dazu soll in thematischen Workshops unter sachkundiger Begleitung von Fachleuten erarbeitet werden. Die Ausschreibung, mit der ein geeignetes Beraterbüro gefunden werden soll, hat der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschaft- und Umweltfragen, kurz ELU, am vergangenen Mittwoch beschlossen.

Besondere Aufmerksamkeit soll dabei vor allem der Entwicklung von Strukturen gewidmet werden, die den gesamten Landkreis in die Energievision einbezieht. Ganz entscheidend sei es, weitere Teile der Gesellschaft im Landkreis zur aktiven Mitgestaltung an der Energiewende zu bewegen und die weitere Entwicklung, beispielsweise bei der Energieerzeugung und -bereitstellung oder im Bereich der Mobilität gemeinsam zu planen. Dauerhafte Netzwerke, in denen die Kommunen, die Wirtschaft, die Energieversorger, ehrenamtliche Gruppierungen und Vertreter aus der Wissenschaft vertreten sind und zusammenarbeiten, sollen deshalb in Zukunft eine größere Rolle spielen. Beispielsweise die Errichtung von interkommunalen Wärmeverbundnetzen oder die Erstellung und weitere Umsetzung von Energienutzungsplänen erfordere dringend eine bessere gemeinsame Planung, hieß es im ELU.

Ganz vorgegeben wird das Workshop-Konzept zur Überarbeitung der Energievision vom Landkreis allerdings nicht. Die Anbieter sollen Ihre eigenen Ideen in einer Art Wettbewerb einbringen und dem Ausschuss nach der Sommerpause vorstellen. Danach erst soll dann die Entscheidung für einen Anbieter fallen.

Landkreis will eigene Rolle neu definieren

"Alles, was wir selbst zu verantworten haben, werden wir in den Fokus setzen", so Landrat Christoph Göbel, für den die Energiewende eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft ist. Aber auch in den Bereichen der kommunalen Selbstverwaltung und beim Verbraucher sieht Göbel Handlungsbedarf. Vor allem das Gewerbe will Göbel als wichtigen Partner bei der Umsetzung der Energievision mit ins Boot holen.

Droht die Energievision zu scheitern?

Die 2006 formulierte Energievision des Landkreises München sieht vor, dass bis zum Jahr 2050 60 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden soll und die restlichen 40 Prozent allein aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.

Doch dieses Ziel ist in Gefahr. Der stetige Zuzug von Menschen und die Neuansiedlung und Ausbau von Betrieben und Unternehmen hat dazu geführt, dass immer mehr Energie verbraucht wird, statt eingespart.

Ausschussmitglied Tobias Thalhammer sieht deshalb die Energievision sogar als mit "Pauken und Trompeten gescheitert an".

Dem widerspricht Landrat Christoph Göbel vehement. "Die Energievision ist, wie es der Name schon sagt, eine Vision. Aber als Ziel wichtig für alle Handlungsakteure. Die Energievision ist nicht gescheitert! Sie ist vielmehr so sehr ins Bewusstsein gerückt, dass sie jetzt eine andere Tiefe braucht".

Entscheidend soll künftig nicht ausschließlich die Menge an verbrauchter Energie sein, sondern deren sinnvoller Einsatz und die Speisung aus regenerativen Quellen. So könne es durchaus sinnvoll sein, mehr Energie einzusetzen, wenn man dadurch beispielsweise den CO2-Ausstoß senken kann wie im Falle von Elektroautos, so die Kreisräte.

Eines steht jetzt schon fest: Die Diskussionen um die Energiewende und die von Bundeskanzlerin Merkel geforderte "Decarbonisierung", um die Machbarkeit und Bezahlbarkeit der Energievision jedenfalls haben im Ausschuss bereits eine neue Tiefe erreicht.