Landkreis treibt Elektromobilität voran

Nicht nur die Rahmenbedingungen für den Individualverkehr sollen verbessert werden - auch im öffentlichen Verkehr forciert man die Elektrifizierung

Der (Straßen-)Verkehr gehört nach wie vor zu den größten Produzenten von Luftschadstoffen. Insbesondere in den Ballungsräumen ist die Belastung von Mensch und Umwelt dabei besonders hoch. Während weite Teile des deutschen Schienennetzes bereits elektrifiziert sind und viele Züge somit lokal emissionsfrei fahren, sieht es im Straßenverkehr noch ganz anders aus.

Im Landkreis München werden heute gerade einmal 0,2 Prozent der Fahrzeuge elektrisch angetrieben. 81 Ladesäulen stehen zur Verfügung, allerdings sind nur 48 davon vollständig öffentlich zugänglich. Dies soll sich in Zukunft ändern. Und auch wenn der Landkreis München darauf nicht unmittelbar Einfluss nehmen kann, hat man sich gemeinsam mit den Städten und Gemeinden vorgenommen, möglichst gute Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Elektromobilität im Landkreis München attraktiver zu machen. Hierzu hat der Landkreis ein Gutachten in Auftrag gegeben, das im Rahmen der Förderrichtlinie "Elektromobilität vor Ort" des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert wurde. Das Elektromobilitätskonzept wurde erstmals im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 12. Juli vorgestellt und passierte am heutigen Montag dann auch die Vollversammlung des Kreistags.

Neben den rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen hat das beauftragte Gutachterkonsortium von "gevas humberg & partner" und "b + p bogenberger" alle wesentlichen, für den Landkreis München bedeutsamen Aspekte der aktuellen Entwicklung rund um das Thema Elektromobilität erörtert und dem Kreistag konkrete Empfehlungen an die Hand gegeben.

Standortempfehlungen für alle Kommunen

Zum einen haben die Verkehrsexperten untersucht, wie viele Ladesäulen notwendig wären, wenn in einem ersten Schritt mindestens ein Prozent der Fahrzeuge im Landkreis München elektrisch fahren würden und an welchen Stellen sie am besten platziert wären. Dabei wurden verschiedene Nutzergruppen und ihre Bedürfnisse unter die Lupe genommen: u. a. Personen, die keine Möglichkeit haben, ihr Fahrzeug zu Hause zu laden, Pendler, für die eine Lademöglichkeit am Arbeitsort oder an einem P + R Platz sinnvoll wäre, oder Übernachtungsgäste, die in der Nähe von Unterkunftsbetrieben eine Möglichkeit des Nachladens suchen. Auch Standortempfehlungen im Umfeld von Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen wurden ausgesprochen. So wurden für jede einzelne Kommune geeignete Standorte identifiziert. Insgesamt, so die Gutachter, sollte sich in einem ersten Szenario die Anzahl der Ladesäulen auf ca. 215 erhöhen.

Ein entscheidender Faktor, Elektromobilität attraktiver zu machen, ist zudem ein einfacher und möglichst einheitlicher Zugang zu den Lademöglichkeiten. Denn wenn man als Nutzer eines Elektrofahrzeugs für jede einzelne Ladesäule eine andere Zugangskarte benötigt, ist das höchst unkomfortabel und schreckt potenzielle Nutzer möglicherweise ab. Die Gutachter empfehlen daher, ein landkreisweites Backendsystem für öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur in Auftrag zu geben. Dieses sollte auch kompatibel sein mit den am weitesten verbreiteten Backendsystemen in der Landeshauptstadt, im Landkreis München und den angrenzenden Landkreisen.

Der Landkreis wird die Ausschreibung eines solchen Systems koordinieren, anschaffen und betreiben müssen die Ladeinfrastruktur dann jedoch die daran interessierten Kommunen selbst. Des Weiteren soll der Landkreis einen Rahmenvertrag zur Beschaffung von Ladesäulen prüfen und erarbeiten.

Wichtig ist aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger von den Angeboten im Landkreis und überhaupt von den Vorteilen der Elektromobilität erfahren. Daher wird der Landkreis entsprechende Informationen bereitstellen. Auch wird geprüft, inwieweit Privatleute bei der Einrichtung von privaten Lademöglichkeiten finanziell unterstützt und der Einsatz von Elektro-Taxis im Landkreis gefördert werden können.

Elektrobetrieb auch im Busverkehr

Doch nicht nur der Individualverkehr soll mit zunehmender Elektrifizierung klimafreundlicher werden, auch der Regionalbusverkehr soll sukzessive auf Elektrobetrieb umgestellt werden. Das Fraunhoferinstitut IVI Dresden wurde daher beauftragt, nach der Entscheidung, die Unterföhringer Ortsbuslinie 232 auf Batteriebetrieb umzustellen, weitere vier MVV-Regionalbuslinien hinsichtlich eines Elektrobetriebs vertieft zu untersuchen. Betrachtet und für geeignet beurteilt wurden die Linien 225 (Taufkirchen S-Bahn - Gewerbegebiet Potzham), 227 (Ortsbus Oberhaching) und 261 (Neuried, Hainbuchenring - Fürstenried West U); die Stadtbuslinie Garching (L290) wird als bedingt geeignet gesehen. Auch hier spielt die Bereitstellung einer geeigneten Ladeinfrastruktur eine entscheidende Rolle. Der Landkreis will nun zusammen mit dem MVV auf die betroffenen Kommunen zugehen, um gemeinsam ein Umsetzungskonzept abzustimmen. Der Landkreis möchte die Elektrifizierung des Regionalbusverkehrs konsequent vorantreiben. Dies wird auch Eingang in das Leitbild des Nahverkehrsplans finden.

"Bei der Elektrifizierung des Individualverkehrs kann der Landkreis nur unterstützen, beim öffentlichen Personennahverkehr haben wir jedoch eine aktive Rolle inne und sind bereit und willens Verantwortung zu übernehmen", so Landrat Christoph Göbel.