Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt informieren zu kommunalem Sturzflut-Risikomanagement

Behörden und Kommunen beschäftigen sich mit den Folgen klimawandelbedingter Ereignisse – Konzepterarbeitung zum Umgang mit Risiken durch Starkregenereignisse empfohlen

Hitzewellen mit Temperaturen jenseits der 40 Grad in Südeuropa und den USA, Dauerregen und Sturmböen in Deutschland nach einem viel zu heißen Juni: Weltweit haben Wetterextreme in den vergangenen Jahren zugenommen. Ausgelöst werden sie durch den fortschreitenden Klimawandel auf unserem Planeten. Im Landratsamt München gibt es daher seit kurzem eine Stelle, die sich mit Klimaanpassungsmanagement beschäftigt. Deren Ziel ist es, bis Ende 2025 eine umfassende Strategie sowie eine konkrete Maßnahmenplanung für zukünftige Anpassungsaktivitäten zu schaffen. Auch die Kommunen sind gefragt, etwa beim Aufbau eines kommunalen Sturzflut-Risikomanagements. In einem gemeinsamen Termin haben Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt München die Kommunen Ende Juli über die Handlungserfordernisse im Bereich Starkregen und Sturzflut informiert und Empfehlungen zum Vorgehen im Hinblick auf ein kommunales Risikomanagement präsentiert.

Ereignisse wie Starkregen, längere Hitzeperioden und Trockenheit sind in den kommenden Jahren vermehrt zu erwarten und mit ihnen Hochwasser, Waldbrände, Ernteausfälle und vieles mehr. Um sich an diese Veränderungen anzupassen, muss sich der Landkreis München bereits heute auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten. Gleichzeitig bietet diese Anpassung aber auch Chancen. Investitionen in Klimaanpassung sind Investitionen in eine lebenswerte Gemeindeinfrastruktur und eine resiliente Wirtschaft, in die Gesundheit, Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen vor Ort. Hauptbaustein ist die Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts zusammen mit 27 kreisangehörigen Städten und Gemeinden.

Ein weiterer Bestandteil für eine vorsorgende Klimaanpassungsstrategie ist das Sturzflut-Risikomanagement. Hier kommt den Kommunen eine Schlüsselrolle zu, da Hochwasserschutz und damit auch der Schutz vor wild abfließendem Wasser eine hoheitliche Aufgabe der Daseinsvorsorge ist.

Denn auch, wenn es auf den ersten Blick wenig naheliegend erscheint: Auch der Landkreis München kann – wie der Rest Bayerns – von Sturzfluten, also plötzlich auftretendem extremem Hochwasser, das auch abseits bestehender Gewässer in der freien Fläche zu Überflutungen führt, betroffen sein. Die katastrophalen Auswirkungen solcher Sturzfluten zeigen die immensen Schäden der Sturzflut-Ereignisse in Simbach (Niederbayern) sowie im oberbayerischen Polling, bei denen sieben Menschen ihr Leben verloren und Sachschäden in Milliardenhöhe zu verzeichnen waren.

Gemeinsam möchten Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt München daher das Risikobewusstsein für Sturzfluten stärken und die Kommunen darin unterstützen, geeignete Maßnahmen zu erarbeiten, um das Risiko für die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe sowie wirtschaftliche Tätigkeiten und erhebliche Sachwerte zu verringern. Integrale Konzepte zum Risikomanagement sollen den Kommunen Möglichkeiten zur Vermeidung, Vorsorge, Ereignisbewältigung und Nachsorge aufzeigen.

Die Bayerische Staatsregierung hat im Rahmen eines mehrjährigen, aufwändigen Forschungsvorhabens eine bayernweite Hinweiskarte zu Oberflächenabfluss und Sturzfluten erarbeitet und in einer Entwurfsversion bereits an die Kommunen zur internen Nutzung verteilt. Die Karte gibt erste Hinweise auf eine mögliche Gefährdung. Überflutungen können aber auch außerhalb der dargestellten Bereiche nicht ausgeschlossen werden. Da den Kommunen beim Sturzflut-Risikomanagement eine zentrale Rolle zukommt und die Hinweiskarte nur eine Hilfestellung beim Sturzflut-Risikomanagement darstellt, wird den Kommunen die Aufstellung eines Konzepts zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement empfohlen.

Um den Kommunen bei dieser Aufgabe unter die Arme zu greifen, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ein Förderprogramm aufgelegt, das Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt Ende Juli den beteiligten Kommunen im Rahmen eines Informationstermins vorgestellt haben. Bei der Veranstaltung erhielten die Teilnehmer von Gastgeberin und Projektleiterin Dorothée Pletzer einen Überblick über das Klimaanpassungsmanagement im Landkreis München. Dr. Anne von Streit vom Department für Geographie der Ludwig-Maximilians-Universität München stellte das Starkregenrisikomanagement als neues Handlungsfeld für Kommunen vor und teilte mit den Anwesenden die Erfahrungen aus dem Projekt KARE (Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene), das den Umgang mit zunehmenden Starkregenereignissen am Beispiel des bayerischen Oberlands untersucht. Einblicke in die Praxis beim Thema Sturzflut-Risikomanagement gab es von Jürgen Dietrich aus dem Tiefbauamt der Stadt Dorfen, die im Rahmen der Förderung des Freistaats bereits ein Managementkonzept erarbeitet hat. Das Förderprogramm selbst stellte Marian Gaertner, im Wasserwirtschaftsamt München zuständig für den Landkreis München, vor.

Über das staatliche Förderprogramm werden 75 Prozent der anfallenden Kosten für die Erstellung eines Konzepts zum Sturzflut-Risikomanagement einer Kommune übernommen. Bis zu 200.000 Euro Fördersumme kann eine Kommune maximal erhalten. Anträge können zunächst bis einschließlich 31. Dezember 2024 gestellt werden. Das Wasserwirtschaftsamt München steht den Kommunen im Landkreis als kompetenter Partner bei der Beantragung und Begleitung der Förderung zur Seite.