Mehr als der Krümmungsgrad der Gurke

Großes Interesse am ersten EU-Planspiel im Landkreis München

Welchen Einfluss nimmt Europa auf das Leben vor Ort in den Kommunen? Mit dieser Frage beschäftigten sich von Anfang April bis Mitte Mai erstmalig Bürgerinnen und Bürger des Landkreises beim Planspiel „Europa im Rathaus“. Dabei hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, die Arbeit und die Herausforderungen des Europäischen Parlaments vor Ort und hautnah zu erleben.

Mehr als 100 Menschen aus den Gemeinden Grasbrunn, Haar, Kirchheim und Planegg sowie der Stadt Unterschleißheim nahmen an dem vom Landratsamt München initiierten Planspiel teil und nutzten die Gelegenheit, einmal selbst in die Rolle von Parlamentariern zu schlüpfen und den Prozess der politischen Willensbildung und Entscheidungsfindung zu erleben. Wie im echten Europäischen Parlament waren dabei alle Fraktionen sowie alle 28 EU-Mitgliedsstaaten vertreten.

Das Planspiel, das auf realen Situationen aufgebaut ist, sollte dazu beitragen zu verstehen, welche Auswirkungen die Entscheidungen der Politiker in Straßburg auf das politische und gesellschaftliche Leben vor Ort in den Kommunen haben. Eine Idee, auf die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessiert einließen. Entsprechend engagiert wurde beispielsweise über die Vorschläge der EU-Kommission zu den Themenbereichen Klimaschutz und Daseinsvorsorge diskutiert. So setzten sich die Kurzzeit-Politiker unter anderem mit den Auswirkungen einer möglichen Kerosinsteuer auf eine Reduktion des CO2-Ausstoßes ebenso auseinander wie mit einer Umweltdividende, der örtlichen Energieerzeugung oder dem Atomausstieg. Alle Fraktionen brachten dabei ihre Standpunkte deutlich zum Ausdruck.
    
In allen Kommunen standen am Ende der Politiksimulationen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gemeinde- bzw. Stadträte für die Teilnehmenden zum direkten Austausch zur Verfügung. Die Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, sich über konkrete Planungen und Beschlüsse in ihrer Kommune zu informieren. In kleiner Runde wurde außerdem das eine oder andere persönliche Anliegen eingebracht. Erfreulich war, dass viele junge Erwachsene sich für dieses Angebot interessierten.

Spielerische Auseinandersetzung mit Europapolitik

Ziel des Landratsamts war es, mit dieser ungewöhnlichen Annäherung an Europapolitik die Bedeutung des europäischen Gedankens und die unmittelbare und untrennbare Verflechtung der Europäischen Union mit dem kommunalen Leben vor Ort und den täglichen Entscheidungen zu unterstreichen. Auch die Rolle der Europäischen Metropolregion München wurde in diesem Zusammenhang mit Leben gefüllt. Die Teilnehmer konnten sich auch vor diesem Hintergrund intensiv mit aktuellen Fragen der Europapolitik beschäftigen.

"Ich freue mich, dass so viele Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit genutzt haben, sich aktiv mit Europa und europäischer Politik auseinanderzusetzen", so Landrat Christoph Göbel. "Es ist wichtig, dass wir die Chancen und den Wert erkennen, den ein geeintes Europa uns bietet. Europa ist so viel mehr als ein Staatenverbund. Es ist die Basis für ein friedliches Miteinander, in welchem jeder Einzelne seine Identität bewahren kann – gesellschaftlich und insbesondere auch politisch. Mit der Bewahrung des einzigartigen Prinzips unserer kommunalen Selbstverwaltung und einer gelebten europäischen Überzeugung bin ich sicher, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind", ergänzt Göbel und plädiert: "Gestalten Sie durch Ihre Wahl die Zukunft Europas mit!"

Initiiert wurde die Idee "Planspiel Europa" vom Landratsamt München. Die Pressestellen der Gemeinden organisierten die Veranstaltungen vor Ort und sprachen dafür direkt die örtlichen Schulen, zahlreiche Verbände und Vereine an. Durchgeführt wurden die Planspiele von den erfahrenen Planspieltrainern Stefan Rappenglück, Professor für Europäische Studien, Hochschule München und Eric Treske (Büro intrestik).