"Soziale Arbeit ist nicht nur für Problemfälle"

Das Landratsamt München bietet vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen der sozialen Arbeit – ein Überblick zum Weltsozialarbeitstag am 15. März

Soziale Arbeit, das ist etwas für schwer erziehbare Kinder, für überforderte Eltern, für Obdachlose, für Drogenabhängige, für Menschen am Rande der Gesellschaft – zumindest in der Vorstellung vieler. Aber ist das wirklich so? Ganz im Gegenteil: Soziale Arbeit ist Teil des sozialstaatlichen Dienstleistungssystems und kann überall dort in Anspruch genommen werden, wo sich Menschen um die Erhaltung, Korrektur oder Wiederherstellung ihrer Lebensqualität bemühen.

Den Weltsozialarbeitstag am 15. März nimmt das Landratsamt München daher zum Anlass, Einblicke in das vielfältige Berufsfeld der Sozialen Arbeit zu geben und aufzuzeigen, welche Unterstützung und Dienstleistungen die Behörde im Rahmen der Sozialen Arbeit bietet.

Soziale Arbeit im Landratsamt München – "von der Wiege bis zur Bahre"

Fachkräfte der Sozialen Arbeit sind im Landratsamt München in drei von vier Geschäftsbereichen vertreten. Ihr Arbeits- und Dienstleistungsspektrum umfasst die Begleitung von Familien mit neugeborenen Kindern ebenso wie die Hospizkoordination und Integrationskoordination oder die aufsuchende Seniorenberatung. In allen Lebenslagen und Altersstufen finden Menschen hier fachkundige und kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die sich mit großem Einsatz der Anliegen der Bürger annehmen. Die Fachkräfte der Sozialen Arbeit übernehmen Aufgaben beispielsweise im Referat "Kinder, Jugend und Familie", im Referat "Soziales", im "Service Wirtschaft, Gesellschaftliches Engagement und Inklusion, Seniorenangelegenheiten", im Referat "Gesundheit", aber beispielsweise auch im Bereich "Ausländerrecht und Integration".

Das Ziel der Arbeit in all diesen Bereichen: Jede Bürgerin und jeder Bürger soll die Unterstützung erhalten, die er oder sie benötigt. Allen Bürgerinnen und Bürger im Landkreis München soll es ermöglicht werden, am kulturellen, gesellschaftlichen, sozialen und politischen Leben teilzunehmen. Die Fachkräfte der Sozialen Arbeit leisten hier einen wertvollen und unersetzlichen Beitrag.

Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten werden dabei in Kooperation öffentlicher und freier Träger sowie durch die finanzielle Sicherung durch Landkreis und Gemeinden bereitgestellt.

Warum ist Soziale Arbeit für den Landkreis München so wichtig?

Mehrere Studien zeigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen den sozioökonomischen Lebenslagen für Familien, den brüchigen Familienkonstellationen und der Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung besteht. Die generelle Attraktivität des Landkreises spiegelt sich in den Zuzugsquoten von Familien und der relativ hohen Geburtenrate (zusammengefasste Geburtenziffer bei 1,57) wider. Damit gehört der Landkreis, eingebettet in den Großraum München, mit einem prognostizierten Bevölkerungszuwachs von über 12 Prozent bis 2037 zu einer der größten Zuwachsregionen in Bayern. Seit 2013 kann der Landkreis einen Anstieg der Bevölkerung von 5 Prozent bei den 0- bis 18-Jährigen verzeichnen. Diese sehr positiven Rahmenbedingungen bringen aber auch Herausforderungen mit sich, was den weiteren Ausbau der Infrastruktur für steigende Nachfragen nach Betreuungs-, Bildungsanboten und ggfs. auch im Hinblick auf Jugend- und Familienhilfe angeht, sowie hinsichtlich Kapazität und Qualität der Sozialen Arbeit.

Und für die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit im Landkreis München heißt es, trotz der Veränderungen und Herausforderungen die sozialen Themen verantwortlich mitzugestalten, Ideen zu entwickeln und innovativ zu sein.

Soziale Arbeit – ein guter Einstieg in den Öffentlichen Dienst

Wer Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit studiert, hat gute Chancen, im Öffentlichen Dienst zu landen. Ein Sechstel aller Absolventinnen und Absolventen arbeitet in einer deutschen Behörde. Allein im Referat 2.1 – Kinder, Jugend und Familie arbeiten 112 Fachkräfte der Sozialen Arbeit, darunter 90 Frauen. In einer durchschnittlichen Arbeitswoche bringen sie alle zusammen 3824,32 Arbeitsstunden im Kreisjugendamt ein.

Die beruflichen Möglichkeiten in der Sozialen Arbeit sind breit gefächert. Der Studiengang vermittelt das dafür notwendige theoretische Hintergrundwissen sowie wertvolle Praxiserfahrung.

"Die Berufsaussichten in der Sozialen Arbeit im Landkreis München sind vielversprechend. Wir suchen permanent Fachkräfte" berichtet Sarah Stadler. Sie ist Fachbereichsleitung im Kreisjugendamt für die präventiven Themen der Kinder- und Jugendhilfe. "Mein Fachbereich engagiert sich sehr stark für die Nachwuchskräfte, damit wir weiterhin genügend Fachkräfte haben, die den Familien zeitnah und passgenau helfen können. Es ist bereichernd und motivierend, sein Wissen und die eigene Expertise weitergeben zu können. Gleichzeitig werden wir inspiriert von den Impulsen aus den Hochschulen und bleiben damit am Puls der Zeit" so Stadler. Die Soziale Arbeit in einer Behörde kann etwas schwerfälliger und hierarchischer erlebt werden als beim freien Wohlfahrtsverband: "Das muss aber kein Nachteil sein, weil Hierarchien auch Orientierung bieten und weil es gut ist, wenn eine Vorgesetzte einem in brenzligen Situationen den Rücken stärkt", berichtet Stadler nach rückblickend 17 Jahren Soziale Arbeit im Landratsamt.

Auch zahlreiche weitere Fachkräfte der Sozialen Arbeit im Landratsamt schätzen die Kombination der Sozialarbeit im Rahmen behördlicher Aufgaben.

Vera Uckert hat über 25 Jahre als Fachkraft der Sozialen Arbeit in der psychiatrischen Sozialarbeit gearbeitet. Seit Oktober 2020 ist sie jetzt im Landratsamt München in der Familienbildung im Referat Kinder, Jugend und Familien. Warum? Die Vielfalt und Heterogenität der Sozialen Arbeit ist unschlagbar und in keinem anderen Arbeitsfeld sind die Möglichkeiten von beruflicher Veränderung so selbstverständlich möglich. "Ich wollte nochmal etwas Neues sehen und neue Herausforderungen meistern sowie die Familienbildung im Landkreis München weiter professionalisieren. Darüber hinaus schätze ich meine flexiblen Arbeitszeiten sowie die Tatsache, dass ich einen Tag pro Woche von Zuhause aus arbeiten kann, sehr. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird hier gelebt und nicht nur ins Kleingedruckte geschrieben", berichtet Uckert.

Seit einigen Jahren bietet das Landratsamt München Interessierten ein Duales Studium Soziale Arbeit B.A. an. Ein Student am Landratsamt ist Leon Bätz. Er studiert an zwei Tagen pro Woche an der FOM München. Während der anderen drei Tage darf er die unterschiedlichen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit im Landratsamt kennen lernen. "Sich in Studium und Beruf gleichzeitig zu beweisen ist nicht immer leicht, aber es macht Spaß, ständig vor neuen Herausforderungen zu stehen." berichtet Leon Bätz. Im Landratsamt München wird für ihn die Soziale Arbeit erlebbar und Gelerntes kann er sofort in die Praxis umsetzen. Ungewohnt ist manchmal, dass die Soziale Arbeit häufig wenig planbar ist. "Kein Tag, kein Klient und kein Fall ist wie der andere. Man muss sich immer neu einstellen und kann nicht einfach nach Schema F handeln", so Leon Bätz.

Julia Horn ist für die Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis München zuständig. Jugendsozialarbeit an Schulen ist eine präventive Form der Jugendhilfe zur Förderung von Kindern im schulpflichtigen Alter. Jugendsozialarbeit begibt sich in das Lebensfeld der jungen Menschen, hier an einen speziellen, für Kinder und Jugendliche besonders wichtigen Ort, die Schule. Im Landkreis München wird Jugendsozialarbeit an allen Schularten angeboten, es sind insgesamt rund 100 VZÄ an den Schulen eingesetzt. "Es ist unerlässlich, dass man gerade im System Schule gegenüber Kindern und Jugendlichen eine positive und offene Grundeinstellung hat und ihre Nöte und Sorgen ernst nimmt. Dafür sind unsere Fachkräfte der Jugendhilfe an den Schulen da – jeden Tag mit Herz und Verstand", sagt Julia Horn. Warum hat Julia Horn Soziale Arbeit studiert? "Durch die vielen Einsatzfelder in der Sozialen Arbeit in denen du arbeiten kannst, kannst du dich immer wieder entscheiden was gerade zu deiner momentanen Lebensphase passt. Du kannst eher an der Basis arbeiten oder auch in höheren Positionen. Du kannst eher Schreibtischtäter sein oder an der Front. Nur die Bezahlung ist für das, was wir leisten, leider viel zu gering", so Julia Horn.

Alle Dienstleistungen der Sozialen Arbeit im Landratsamt München können umfassend auf der Website des Landkreises eingesehen werden.