U5-Verlängerung nach Taufkirchen so greifbar wie nie

U-Bahn-Bau nach neuer Bewertung förderfähig – Ministerpräsident sagt Unterstützung zu

Es war eine ausnehmend gute Nachricht, die Landrat Christoph Göbel den Kreisräten kürzlich überbringen konnte: Im Sommer letzten Jahres hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die Kriterien zur Durchführung der Standardisierten Bewertung neu gefasst. Mit dem Verfahren wird festgestellt, ob ein Investitionsvorhaben im öffentlichen Personennahverkehr gesamtwirtschaftlich sinnvoll ist und damit vom Bund gefördert werden kann.
Bislang war die U-Bahn-Verlängerung über Neuperlach Süd hinaus in Richtung Taufkirchen unterhalb der Schwelle zur Förderfähigkeit geblieben. Nach den neuen Kriterien wird der magische Wert von 1,0 nun überschritten – zwingend notwendige Voraussetzung, damit der Landkreis München das wichtigste Infrastrukturprojekt für die nächsten Jahrzehnte auf seinem Gebiet vorantreiben kann.

Der große verkehrliche Nutzen, den die U5-Verlängerung auch bisher schon hatte, wird mit dem neuen Bewertungsverfahren (Version 2016+) stärker gewichtet – so stark, dass der Nutzen jetzt die Investitionskosten übersteigt und eine U-Bahn nach Taufkirchen damit gesamtwirtschaftlich sinnvoll ist.

Darüber hinaus erreichte das Landratsamt Mitte Februar ein Schreiben des Bayerischen Staatsministers für Wohnen, Bau und Verkehr, das Landrat und Kreisverwaltung mehr als optimistisch stimmt: Darin erklärt Staatsminister Christian Bernreiter, dass der Freistaat angesichts der positiven Entwicklungen bei der Nutzen-Kosten-Berechnung gerne bereit ist, auch die notwendigen Schritte einzuleiten, damit Planung und Bau des Vorhaltebauwerks in Neuperlach Süd später keine förderschädlichen Auswirkungen mit sich bringen.

Eine verbindliche Absichtserklärung aller Beteiligten soll Sicherheit bringen – Ministerpräsident sagt Unterstützung zu

Bis die U5 in den Landkreis verlängert wird, vergehen sicher noch einige Jahre. Trotzdem drängt die Zeit. Denn nur, wenn im Zuge der Realisierung des zweiten U-Bahnbetriebshofs in Neuperlach Süd auch die nötigen baulichen Voraussetzungen für eine spätere U-Bahn-Verlängerung geschaffen werden, können die Züge später einmal Richtung Süden rollen.

Um die Verlängerung überhaupt offen zu halten, müssen schon in wenigen Wochen notwendige Pflöcke eingeschlagen werden. Das U5-Vorhaltebauwerk, das unter dem zukünftigen zweiten U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach Süd liegen wird, muss schon heute gebaut werden. Für den Landkreis heißt das, dass er bei den Baukosten von geschätzten 23 Mio. Euro in Vorleistung geht. Der Landkreis kann einen Großteil dieses Geldes zurückbekommen – aber erst, wenn in einigen Jahren auch die U5-Verlängerung nach Taufkirchen kommt und von Bund und Freistaat mit bis zu 90 Prozent gefördert wird.

Schon bis Ende März muss sich der Landkreis den Stadtwerken München (SWM) gegenüber verbindlich erklären. Ohne eine solche Erklärung bauen die SWM den zweiten U-Bahn-Betriebshof ohne das U5-Vorhaltebauwerk. Dann schließt sich das planerische Zeitfenster und die U-Bahn-Verlängerung ist für immer Geschichte.

Damit es so weit nicht kommt, arbeiten alle Beteiligten derzeit mit Hochdruck an einer gemeinsamen Erklärung, am Aufbau des gesamten Hochschulstandorts Taufkirchen/Ottobrunn für Luft- und Raumfahrt festzuhalten und an der Erschließung mittels U-Bahn aktiv mitzuwirken. Ministerpräsident Markus Söder hat seine Unterstützung hierfür zugesagt.

Bis Ende März müssen nun die Unterschriften darunter gesetzt werden. Sollte dies nicht gelingen, wird der Kreistag auch keine Zusage für die Finanzierung des Vorhaltebauwerks geben – zu groß wäre das Risiko.

Gute Chancen für zweigleisigen Ausbau der S7

Auch die Chancen für einen möglichen Ausbau der S7 stehen gut. Parallel zu den Vorbereitungen für die U5 könnte der Freistaat Bayern zusammen mit den  Stadtwerken München (SWM) und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im Rahmen der Errichtung des neuen U-Bahnbetriebshofes in Neuperlach Süd nun auch die Voraussetzungen für den zweigleisigen Ausbau der Strecke in Richtung Aying/Kreuzstraße schaffen.

"Ich setze auf den Erfolg des Projekts und auf eine U-Bahn-Verlängerung Richtung Süden – insbesondere jetzt, nachdem auch die förderrechtlichen Vorzeichen auf Grün stehen", so Landrat Christoph Göbel, der sich über die zugesagte Unterstützung des Ministerpräsidenten sehr erfreut zeigte. Nun müssten Taten folgen: "Die Zeit ist reif und ich erwarte von allen Beteiligten, dass sie sich zum TUM-Campus Taufkirchen/Ottobrunn und dessen Erschließung mittels U-Bahn bekennen und die notwendigen Schritte zu dessen Entwicklung gehen. Gleiches gilt für den zweigleisigen Ausbau der S7. Auch hier hofft der Landkreis auf die Kooperationsbereitschaft von SWM und MVG."

In seiner Sitzung am 13. Februar machte der zuständige Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur den Weg dafür frei. Einstimmig beschloss er sein Einverständnis mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung durch den Landrat und empfahl dem Kreistag die Zustimmung zur Finanzierung des Vorhaltebauwerks im März – falls auch die Gemeinden Ottobrunn und Taufkirchen sowie die beteiligten Ministerien des Freistaats ihre Unterschrift unter der Erklärung leisteten.