Zwischen Kies und Katastrophen am Isarstrand

Kiesinseln entlang der Isar sind unverzichtbare Brutplätze für seltene und gefährdete Vogelarten

Die roten Bereiche markieren die aktuell gesperrten Kiesbänke und - inseln im Mühltal.

Mit den wärmer werdenden Tagen locken die leuchtend weißen Kiesbänke und -inseln der Isar Spaziergänger und Freizeitsportler zum Sonnen und für ein abkühlendes Bad. Doch Vorsicht: während wir die Inseln zu unserer Erholung aufsuchen, sind Flussregenpfeifer und Flussuferläufer auf die Schotterflächen zur Brut dringend angewiesen. Dabei stellen nicht nur Hochwasser eine große Gefahr für diese kiesbrütenden Vogelarten dar, auch Störungen durch Erholungssuchende können zum Verlust des Geleges führen. Zum Schutz der beiden Vogelarten wurden deshalb geeignete Brutplätze im Gelände markiert. Sie werden in den kommenden Wochen intensiv beobachtet. Für die Brutbereiche besteht zwischen dem 15. März und dem 10. August ein absolutes Betretungsverbot.

Von der wilden zur gezähmten Isar

Noch bis ins 19. Jahrhundert kennzeichneten ausgedehnte Schotterflächen, die durch wiederkehrende reißende Hochwasser ständig ihre Form, Ausdehnung und Lage änderten, die Wildflussauen der Isar und anderer (Alpen-)Flüsse. Was extrem lebensfeindlich anmutete, bot trotz der ständigen Gefahr erneuter Zerstörung zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ideale Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen. Vor allem kiesbrütende Vogelarten wie Flussregenpfeifer und Flussuferläufer fanden in den von der vielarmigen Isar durchzogenen, vegetationsarmen breiten Auen mit ihrem grobkörnigen Substrat hervorragende Brutplätze.

Mit der „Zähmung“ der Flüsse änderte sich das Bild der Auen dramatisch. Zwischen Hochwasserschutzdeichen blieben nur wenige Schotterflächen erhalten. Durch die verminderte Hochwasserintensität konnten nicht selten Gehölze die Flächen erobern. Die offenen Kiesbänke und -inseln gingen verloren.

Heute ist man sich des hohen Wertes naturnaher Wildflussauen für die Lebensraum- und Artenvielfalt sowie die Erholung bewusst. Bereits Ende der 1980er Jahre erfolgte an der Isar ein Umsteuern, dem Fluss wird wieder mehr Raum gegeben. Trotz aller Bemühungen sind die einst im Überfluss vorhandenen Brutplätze von Flussregenpfeifer und Flussuferläufer aber noch immer äußerst rar.

Zudem droht mit zunehmender Erholungsnutzung weitere Gefahr. Gerade einmal 150 Brutpaare des Flussuferläufers gibt es noch in Bayern. Die Flusstäler von Isar und Regen sind die wichtigsten verbliebenen Brutgebiete dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart. Auch vom Flussregenpfeifer gibt es nur noch rund 1.000 Paare in Bayern. Seine direkt auf den Kies gelegten gefleckten Eier sind für uns Menschen nahezu unsichtbar.

Rücksichtnahme ist deshalb gefordert

Die intensive Freizeitnutzung auf Kiesbänken und Kiesinseln durch Badegäste, Spaziergänger sowie das Anlanden von Bootsfahrern stellt eine besonders große Störung dar. Um die Brutplätze schützen zu können, werden die Vögel daher ab Beginn der Balz intensiv beobachtet, die Brutplätze im Zeitraum vom 15. März bis 10. August 2019 mit gelben Hinweisschildern sowie Flatterleinen markiert.

Hinweise: Betreten Sie keinesfalls die abgesperrten Kiesflächen, Sie finden entlang des Flusslaufs genügend Bereiche zum Sonnenbaden. Das Feuermachen und Grillen ist außerhalb der zugelassenen Bereiche grundsätzlich verboten. Helfen Sie mit, diese seltenen Vogelarten im Isartal und in Bayern zu erhalten. Sie erhalten dadurch die Vielfalt unserer Heimat und schonen zugleich Ihren Geldbeutel; denn bei einer Missachtung des Betretungsverbots können empfindliche Geldbußen ausgesprochen werden.