Mit dem Bus zur Wunschausbildung

Landratsamt und IHK organisieren Infotour zu Ausbildungsbetrieben

Der stetig steigende Fachkräftemangel und der fehlende Nachwuchs gerade in vielen Ausbildungsberufen stellen die Betriebe im Landkreis München vor immer neue Herausforderungen. Aus diesem Grund haben das Landratsamt München und der IHK-Regionalausschuss München (Landkreis) einen gemeinsamen Ausbildungsbus ins Leben gerufen, um Schülerinnen und Schüler sowie Ausbildungsbetriebe aus dem Landkreis zusammenzubringen.

Die Jugendlichen besuchen dabei drei Ausbildungsbetriebe unterschiedlicher Branchen. Dort haben sie die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Lehrberufe zu erhalten und bei Angestellten Informationen aus erster Hand einzuholen. In Workshops sprechen sie über die Anforderungen an gute Mitarbeiter und Vorgesetzte, über Berufsbilder und individuellen Lebenswege. Die Aufenthalte sind auf rund eineinhalb Stunden pro Betrieb ausgelegt. Die erste Ausgabe des Ausbildungsbusses findet statt am Mittwoch, 20. Februar 2019, von 09:00 Uhr bis ca. 15:30 Uhr, in mehreren Unternehmen in Aying, Taufkirchen und Unterhaching.

Insgesamt 34 Schülerinnen und Schüler der Realschule Neubiberg und des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn nehmen am Pilotprojekt teil. Aufgeteilt in zwei Touren besuchen sie jeweils drei Unternehmen. Tour 1 umfasst die Betriebe Isarland Biohandel (Taufkirchen), Brauereigasthof Hotel Aying und Fritzmeier Gruppe (Großhelfendorf). Tour 2 macht in Unterhaching Stopp beim Autohaus Schmidt, Develey Senf und Feinkost und den NH Hotels. Begleitet werden die Jugendlichen von einer Lehrkraft, einem Trainer der Akademie Philosophische Bildung und WerteDialog sowie von Vertretern aus Landratsamt und IHK.

Vor, während und im Anschluss an die Tour fanden bzw. finden Workshops der Akademie Philosophische Bildung und WerteDialog statt, in denen sich die Jugendlichen ausführlich mit den eigenen Vorstellungen und auch den Erwartungen ihres Umfelds an sie auseinandersetzen. Höhepunkt ist dabei der Kreativ-Workshop nach Abschluss der Tour, in dem die Jugendlichen mit einem Referenten der Akademie Philosophische Bildung und WerteDialog und einem professionellen Slammer einen Berufsorientierungs-Beitrag erarbeiten. Die drei besten Beträge werden am 28. März auf der 1. Regionalen Ausbildungsmesse im Landkreis München in der Unterhachinger Hachinga-Halle vorgestellt und prämiert.

"Ein Ballungszentrum wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Stärke, wie es der Landkreis München ist, ist auf kluge, junge Köpfe angewiesen. Nur so können wir die starke Position, in der wir uns aktuell befinden, auch auf lange Sicht beibehalten und den Landkreis in eine stabile Zukunft führen. Betrachtet man allerdings die aktuellen Zahlen, so fehlen uns bereits jetzt Fachkräfte im hohen fünfstelligen Bereich. Wir können gar nicht früh genug beginnen, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen", so Landrat Christoph Göbel. "Die attraktive Lage und hohe Lebensqualität unseres Landkreises, der Bau und Ausbau von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sind das eine, aber wir müssen noch mehr als bisher daran arbeiten, junge Menschen und Ausbildungsbetriebe in Kontakt zu bringen und den Absolventinnen und Absolventen die Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten im Landkreis aufzuzeigen. Indem wir ein zentrales Bildungsmanagement im Landkreis etabliert haben, haben wir die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Mit den Ausbildungsbussen setzen wir das Ganze nun auch konkret in der Praxis um", so Göbel weiter.

Die Ausbildungsbusse sind ein erster Schritt, dem Fachkräftemangel mit konkreten Maßnahmen zu begegnen. Weitere sollen folgen. Natürlich sind damit auch Kosten verbunden. Über 6.000 Euro nimmt der Landkreis allein für die erste Ausbildungsbustour in die Hand. Landrat Christoph Göbel sieht den Landkreis damit auf dem richtigen Weg: "Investitionen in die Bildung haben sich schon immer und überall vielfach ausgezahlt und werden es in einer Wissenschaftsregion wie dem Landkreis München erst recht tun."

Auch Ursula Fritzmeier, Geschäftsführerin von Fritzmeier Umwelttechnik in Großhelfendorf und stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses München (Landkreis), ist vom Format des Ausbildungsbusses überzeugt: "Die Zukunftsperspektiven für Schülerinnen und Schüler waren noch nie so vielfältig wie heute. Gerade bei den Ausbildungsplätzen gibt es mehr Stellen als Bewerber. Das freut natürlich die Jugendlichen, macht die Personalpolitik für die Unternehmen aber immer mehr zur Herausforderung. Deshalb brauchen wir neue Formate wie den Ausbildungsbus, um künftige Schulabgänger und Betriebe zusammenzubringen". Laut Arbeitsagentur sind allein im letzten Jahr zum Ausbildungsstart im September über 700 Plätze im Landkreis frei geblieben. "Im Landkreis München gibt es fast 1.000 IHK-Ausbildungsbetriebe mit spannenden Lehrstellen. Diese Vielfalt wollen wir sichtbar machen", so Fritzmeier, die auch Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Kooperation Wirtschaft und Schule" des Regionalausschusses ist.

Das neue Format ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen dem Wirtschafts- und Bildungsbereich des Landratsamts München und dem Regionalausschuss München (Landkreis) der IHK für München und Oberbayern, die seit 2016 besteht. Ziel ist es, Synergien zu nutzen und eine enge Vernetzung und Abstimmung zwischen Verwaltung, Kammer und ansässigen Unternehmen zu gewährleisten. In regelmäßigen Arbeitsgruppen erarbeiten die Beteiligten deshalb gemeinsame Projekte und Lösungsansätze für zentrale wirtschaftlich und gesellschaftlich relevante Themen.

Wie aus dem IHK-Fachkräftereport von 2018 hervorgeht, fehlen in Industrie, Handel und Dienstleistungen in der gesamten Region München (Stadt und Landkreis München sowie die umliegenden Landkreise) rund 71.000 qualifizierte Fachkräfte. Laut aktuellem IHK-Konjunkturbericht bleibt der Fachkräftemangel außerdem mit 60 Prozent der Nennungen das Risiko Nummer 1 für die Unternehmen in der Region.

Das bekommt auch das Landratsamt München seit geraumer Zeit zu spüren. Viele Stellen können nur schwer besetzt werden und auch Auszubildende oder Beamtenanwärter sind immer schwieriger zu finden. Im Landratsamt wurde deshalb eine umfassende Ausbildungsoffensive gestartet. Künftige Bedarfe könnten so durch eigene, gut ausgebildete Nachwuchskräfte gedeckt werden. Die Zahl der Ausbildungsplätze soll mittelfristig auf rund 50 erhöht werden, zudem werden künftig auch die dualen Bachelorstudiengänge "Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Public Management (B.A.)", "Bachelor of Laws – Öffentliches Recht" und "Bachelor of Arts – Soziale Arbeit" sowie die Ausbildung zum Diplom-Verwaltungsinformatiker angeboten.

Aber auch außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs möchte das Landratsamt die (Aus-)Bildung im Landkreis fördern. Einen Schwerpunkt legt die Behörde dabei auf das Thema Messe. Neben Teilnahmen an einschlägigen Veranstaltungen wie der Jobmesse München organisiert das Landratsamt in diesem Jahr erstmals eine regionale Ausbildungsmesse für Unternehmen und Jugendliche aus dem Landkreis München. Die Veranstaltung mit rund 40 Betrieben am 28. März 2019 in der Unterhachinger Hachinga-Halle knüpft an die Idee der Ausbildungsbustour an und bildet gleichzeitig deren Abschlussveranstaltung. Im Rahmen der Messe werden die drei besten Beiträge des Philosophy Slams prämiert.