Presse nimmt Notunterkunft in Dornach in Augenschein

Zuvor tauschen sich Regierung, Gemeinde und Landratsamt über die Situation vor Ort aus und verständigen sich über das weitere Vorgehen

Foto: Presse in Notunterkunft Dornach

v.l.: Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, Landrat Christoph Göbel und Aschheims Erster Bürgermeister Thomas Glashauser erläutern Medienvertretern den Betrieb der Notunterkunft

Foto: Essensausgabe

Essensausgabe und Aufenthaltsraum: Hier können sich die Ankommenden mit Nahrung versorgen, ihr Essen einnehmen und zusammensitzen.

Foto: Notunterkunft Dornach

In den beiden Bürogebäuden an der Einsteinstraße haben zwischen 300 und 1.700 Asylsuchende pro Nacht Unterschlupf gefunden.

Die kritischen Stimmen über den Betrieb der Notunterkunft der Regierung von Oberbayern im Aschheimer Ortsteil Dornach wurden von Tag zu Tag lauter und mündeten Anfang der Woche in einer Resolution der Gemeinde Aschheim zur aktuellen Situation und zukünftigen Entwicklung der Flüchtlingsunterbringung in Aschheim und Dornach. Hierin stellen alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen unter anderem Forderungen auf, die sie für eine Weiterführung des Betriebes über die Wintermonate für unabdingbar halten.

Wie ernst die Regierung von Oberbayern die von Aschheims Erstem Bürgermeister Thomas Glashauser als "Hilferuf" bezeichnete Resolution genommen hat, wird schon allein daran deutlich, dass Regierungspräsident Christoph Hillenbrand zusammen mit Regierungsvizepräsidentin Maria Els und mehreren Mitarbeitern noch in derselben Woche, am Donnerstag, 1. Oktober, zum Gespräch ins Aschheimer Rathaus gekommen ist und anschließen auch die Presse zu einer Besichtigung des Gebäudes eingeladen hat. Zusammen mit dem Aschheimer Bürgermeister, den Fraktionsvorsitzenden aus dem Gemeinderat sowie Landrat Christoph Göbel diskutierten sie über die gegenwärtige Situation und eine mögliche Weiterführung des Betriebes.

75.000 Flüchtlinge in zwei Wochen

Regierungspräsident Christoph Hillenbrand schilderte den Anwesenden noch einmal kurz die Notsituation, mit der die Regierung Anfang September konfrontiert war. Fast 75.000 Asylsuchende kamen in den ersten beiden Septemberwochen am Münchner Hauptbahnhof an. Um den Menschen, bevor sie an Erstaufnahmeeinrichtungen weitergeleitet werden konnten, zumindest ein Dach über den Kopf und einen Schlafplatz zu bieten, wurden quasi über Nach verschiedene Notquartiere errichtet. Darunter waren mehrere Messehallen in Riem sowie das Tenniscenter in Keferloh im Landkreis München. Auch vor dem Hintergrund, dass die Messehallen nur für einen begrenzten Zeitraum nutzbar waren und dass der Zustrom an Flüchtlingen weiter anhält, griff man dankbar auf die zwei leerstehenden Bürogebäude an der Einsteinstraße im Aschheimer Ortsteil Dornach zurück. Geführt wird die Einrichtung von der Johanniter Unfallhilfe. Ein riesiger Stab von freiwilligen Helfern aus dem Ort und der Umgebung kümmert sich hier mit den von der Regierung Beauftragten um die Ankommenden.

Dass es mit den Organisationsstrukturen vor Ort, die aufgrund der Notsituation in Windeseile aufgebaut werden mussten, haperte, gab der Regierungspräsident gerne zu. Um hier gegenzusteuern, hatte er schon zwei Tage zuvor persönlich in Aschheim mit den Verantwortlichen entsprechende Gespräche geführt und Nachbesserungen vereinbart. Der Gemeinde Aschheim war dabei insbesondere wichtig, den Einsatz der Ehrenamtlichen besser zu koordinieren und die Verantwortlichkeiten klar zu regeln; es ging aber auch im die Versorgung der Ankommenden mit Nahrung und medizinischer Hilfe. Schon ab Freitag dieser Woche werden zwei weitere Soldaten der Bundeswehr den Sanitätsdienst in der Notunterkunft verstärken.

Mehr Transparenz vereinbart

Bevor man sich mit Vertretern der Presse zur Besichtigung der Unterkunft aufmachte, einigten sich Regierung, Gemeinde und Landratsamt darauf, sich zeitnah darüber zu verständigen, wie und mit welcher Kapazität man die Notunterkunft über die Wintermonate aufrecht erhalten kann. Erster Bürgermeister Thomas Glashauer betonte dabei auch nochmals, dass sich die Gemeinde ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung, an der Lösung der drängenden Unterbringungsprobleme aktiv und umfangreich mitzuwirken, keineswegs entziehen möchte. Regierungspräsident Christoph Hillenbrand dankte allen Beteiligten für die konstruktiven Gespräche und ganz besonders auch den hunderten von aktiven Helfern, die sich ehrenamtlich zum Teil Tag und Nacht um die Flüchtlinge kümmern. Landrat Christoph Göbel dankte seinerseits den Gesprächsteilnehmern für den offenen Dialog und die Bereitschaft der Regierung, ihre Aktivitäten auch für die Bevölkerung transparent zu machen. "Diese Herkulesaufgabe stemmen wir nur, wenn die Bürgerinnen und Bürger hinter uns stehen", so der Landrat.

Bei der anschießenden Besichtigung der zur Stunde leeren Gebäude erläuterten Vertreter der Johanniter Unfallhilfe sowie die bei der Gemeinde Aschheim zuständige Mitarbeiterin für die Koordinierung der Helfer, die Abläufe in der Unterkunft. Nach einem kurzen medizinischen Screening würden die Leute aufgenommen, mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt und zu ihren Schlafplätzen begleitet. In einer Kleiderkammer erhalten Sie nötige Anziehsachen; darüber hinaus werden Utensilien für Babys und Kleinkinder bereitgehalten.

Unterkunft für eine Nacht

In der Regel bleiben die Menschen nur eine Nacht in der Unterkunft. Dann werden sie in andere Aufnahmeeinrichtungen weitergeleitet. Zwischen 300 und 1.700 Menschen haben in den vergangenen Wochen gleichzeitig in den Gebäuden übernachtet. Bei hoher Auslastung waren rund 120 Freiwillige und 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Johanniter Unfallhilfe innerhalb von 24 Stunden im Einsatz.