Die Ergebnisse des Bündelungsworkshops

Die erste Phase der Bürgerbeteiligung der 29++ Klima. Energie. Initiative. endete mit dem Bündelungsworkshop im Bürgerhaus Grünwald

Ergebnisse flossen in die Erarbeitung des Maßnahmenkataloges mit ein.

Hier finden Sie die Dokumentation des Bündelungsworkshops der 29++ Klima. Energie. Initiative. zum Nachlesen: 29++ Bündelungsveranstaltung.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Bürgerhaus Grünwald am 24. September 2016: Mehr als 130 interessierte Bürgerinnen und Bürger, zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Bildung sowie aus den 29 Kommunen waren der Einladung zum Bündelungsworkshop der 29++ Klima. Energie. Initiative. gefolgt, um dort gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes und Projektpartner Green City Energy die erste Phase des Beteiligungsprozesses zum Abschluss zu bringen.

Größte Stellhebel sind identifiziert - jetzt müssen die einzelnen Rädchen ineinandergreifen

Im vergangenen halben Jahr hatten zahlreiche Teilnehmer in zehn Fach- und zwei Unternehmensworkshops leidenschaftlich und sachkundig diskutiert und dabei die zentralen Stellschrauben für mehr Klimaschutz im Landkreis identifiziert. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien sollen vor allem Projekte in den Bereichen Mobilität, Wirtschaft sowie Sanierung und Klimaschutz im Alltag vorangetrieben werden.

Die Liste der Ideen und Maßnahmen ist lang. Unter der Führung der Projektpartner Green City Energy, Zukunftswerk und Sustainable wurden in den vorangegangenen Wochen die Ideen der Workshops gesichtet und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Am Samstag wurde nun beim Bündelungsworkshop vorgestellt, was der Landkreis München in punkto Klimaschutz in den kommenden Jahren realistisch erreichen kann - und muss, wenn er seinen Beitrag zu den Zielen der Weltklimakonferenz von Paris leisten möchte.

Dekarbonisierung lautet das Stichwort. Sowohl in Paris, als auch beim G7-Gipfel 2015 auf Schloss Elmau einigten sich die Verantwortlichen auf eine schrittweise Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Bis 2050 sollen die Emissionen um 40 bis 70 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010 gesenkt werden. Ein Gutachten aus dem Jahr 2010 bescheinigt dem Landkreis ein CO2-Einsparpotenzial von rund 56 Prozent. Bezieht man das Bevölkerungswachstum mit ein, könnte der Landkreis bis zum Jahr 2030 immerhin gut 39 Prozent CO2 einsparen. Das entspräche einer Reduzierung der Pro-Kopf-Emissionen von derzeit 12,9 Tonnen pro Jahr auf dann nur noch 7,6 Tonnen.

Viel Potenzial vorhanden, zahlreiche Konzepte liegen vor - was fehlt, ist eine zentrale Kompetenzstelle

Einige gute Ansätze sind im Landkreis dabei längst vorhanden. So gibt es neben dem integrierten Klimaschutzkonzept des Landkreises und fünf seiner Gemeinden ganze 17 weitere Klimaschutzkonzepte, Energiekonzepte oder Maßnahmenpläne in den einzelnen Gemeinden. Erneuerbare Energien bieten hinreichend Potenzial, um die klimafreundliche Energieversorgung des Landkreises voranzutreiben. Was bisher fehlt, ist die Vernetzung. Eine zentrale Koordination der Maßnahmen und eine Zusammenführung der einzelnen Akteure gibt es nicht.

Von den knapp 60 Maßnahmen, die während der Workshop-Phase erarbeitet wurden, stieß die Einführung einer solchen landkreisweiten "Kompetenzstelle" denn auch auf gesteigertes Interesse. Diese könnte entweder im Sachgebiet "Energie und Klimaschutz" des Landratsamtes verortet werden oder beispielsweise über eine ausgelagerte "Energieagentur" an die Verwaltung angedockt werden. Die übergeordnete Servicestelle soll in allen Energiefragen als Ansprechpartner sowohl für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Wirtschaft bereitstehen.

Besondere Bedeutung messen die Landkreisbürgerinnen und -bürger in der pendlerstarken Region darüber hinaus dem Thema Mobilität bei. Für einen echten Wandel im Personenverkehr muss das Verhalten der Menschen verändert und gleichzeitig ein attraktives Alternativangebot an umweltfreundlichen Transportmöglichkeiten geschaffen werden. Viele der Teilnehmer befürworten deshalb eine stärkere Fokussierung auf den Radverkehr im Landkreis mit einem deutlichen Ausbau des Wegenetzes. Auch der MVV müsse sein Angebot im Landkreis ausbauen; insbesondere die Taktung der S-Bahnen war dabei ein Thema. Ein wichtiger Baustein wird in jedem Fall auch die Elektromobilität sein.

Auch die Jugend ist fest im Blick der Teilnehmer. So wurde die Idee, Schulprojekte zu starten, sehr begrüßt. Das Potenzial der Jugend soll aufgegriffen und die Schülerinnen und Schüler im Landkreis vor allem als Multiplikatoren auch für die älteren Generationen genutzt werden.

29++ als Dachmarke - Sensibilisierung und Identifikation durch alle Ebenen

Ob mit oder ohne Energieagentur: Wichtig ist, dass der Landkreis ein Bewusstsein für die Herausforderungen einer klimafreundlichen Zukunft entwickelt und sich die unterschiedlichen Akteure ihrer individuellen Verantwortung bewusst sind. Um die zentrale Bedeutung dieser persönlichen Identifikation weiß auch Landrat Christoph Göbel: "Die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für das Thema Klimaschutz und die notwendigen Schritte in eine klimafreundliche Zukunft ist die wichtigste Maßnahme", sagte Göbel in seiner Begrüßung. "Wir müssen uns bewusst sein, dass der Prozess 29++ an dieser Stelle nicht zu Ende ist. Jetzt erst beginnt die Kernarbeit", so der Landrat weiter. Die Politik könne dafür zwar einige Weichen stellen - ohne Beteiligung der Menschen im Landkreis sei ein erfolgreiches Umdenken beim Thema Energie und Klimaschutz aber nicht möglich.

Podiumsdiskussion thematisiert Herausforderungen, Hindernisse und Hürden - "Planungsweltmeister, aber Umsetzungsschnecken"

Mit dem Spannungsfeld einer prosperierenden Wirtschaftsregion einerseits und den hehren Zielen eines nachhaltigen Klimaschutzes andererseits befasste sich die Podiumsdiskussion am Nachmittag, die mit Landrat Christoph Göbel, MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag, Lehrer Edwin Busl vom Ernst-Mach-Gymnasium in Haar sowie drei Schülerinnen des Pater-Rupert-Mayer-Gymnasiums Pullach eine große Bandbreite an Meinungen, Interessen und Ansichten bot. Zustimmung von allen Podiumsteilnehmern gab es für die Anmerkung Alexander Freitags, dass der öffentliche Verkehr das Rückgrat für den Klimaschutz im Landkreis sei und die Infrastruktur in diesem Fall in Vorleistung gehen müsse, damit die Menschen eine Chance hätten, ihr Verhalten zu ändern. Unterschiedliche Ansichten gab es dagegen hinsichtlich der Vereinbarkeit von kontinuierlichem Wirtschaftswachstum und dem Klimaschutz im Landkreis. Während Lehrer Edwin Busl der Meinung war, diese Interessen stünden sich diametral gegenüber, betonte Landrat Christoph Göbel, wenn der Landkreis seine Prosperität erhalten wolle, müsse man sich umso mehr mit den Herausforderungen dieser Thematik auseinandersetzen. "Es wäre zu einfach, zu sagen 'das geht nicht'. Vielmehr müssen wir alle daran arbeiten, dass uns der Sprung in eine klimafreundliche Zukunft gelingt, auch ich persönlich", so Göbel wörtlich.

Von den Beteiligten wurde der Bündelungsworkshop als gelungener Abschluss der Bürgerbeteiligung im Prozess 29++ wahrgenommen. Jetzt gilt es für die Experten und Fachplaner, die Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung mit den fachlichen Empfehlungen sowie den bereits umgesetzten oder in Planung befindlichen Maßnahmen der Kommunen und des Landkreises zusammenzubringen, um daraus den endgültigen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, den der Kreistag am 12. Dezember verabschieden wird. Dann beginnt die konkrete Arbeit auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Landkreis München.

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